Wien – Ex-Bawag-Chef, Helmut Elsner, muss laut Ärzten noch einmal operiert werden. Er hat seit längerem urologische Probleme. Nun wird geklärt, ob die Erkrankung "ernsthaft" ist, was Elsner erlauben würde, auf seine Kosten private Ärzte beizuziehen. Wann er operiert wird (im Dezember gibt es eine Verhandlungspause), wird "ausschließlich nach medizinischen Gesichtspunkten entschieden“, erklärt der Chef der Vollzugsdirektion, Karl Drexler. Laut Helene Pigl, Chefin der Justizanstalt Josefstadt, wo Elsner einsitzt, "wird die Operation demnächst stattfinden". Elsner ist der schweren Untreue und Bilanzfälschung angeklagt, es gilt die Unschuldsvermutung. Die Frage, ob der 72-Jährige im Ernstfall haftunfähig wäre, stellt sich daher nur theoretisch. Haftunfähigkeit setzt voraus, dass ein Verurteilter so krank ist, dass der Strafvollzug im Gefängnis auf Dauer nicht möglich ist; Prostatabeschwerden reichen dafür eher nicht aus.

"Verwirrspiel"

Im Prozess gab am Montag ein Vorstandsprotokoll vom 31. Jänner 2001 Einblick in die Hektik und den unterschiedlichen Informationsstand des Vorstands nach dem Totalverlust. Am 8. Dezember 2000 hatte Flöttl Elsner vom Verlust verständigt; der informierte Generalsekretär Peter Nakowitz am 10. Dezember ("Ich war eben immer erreichbar"), seine Vorstandskollegen, Aufsichtsratschef Günter Weninger und Wirtschaftsprüfer Robert Reiter erst in einer Sitzung am 15. Dezember. Laut Protokoll kam die Verspätung wegen "eines Gesprächs mit Moody’s" zustande, laut einem Teil der Angeklagten war das nur vorgeschoben. Denn "in der Folge wurde versucht, die sieben Bawag-Bonds an isrealische Banken ... zu verkaufen". Laut Angeklagtem Josef Schwarzecker war das ein "Verwirrspiel, eine Entwicklung, die der restliche Vorstand nicht kannte". Nakowitz und Treasury-Chef Thomas Hackl waren nämlich bereits am 16. Dezember in Israel, "so schnell können Sie ein Ticket nicht buchen".

Am 23. Jänner hatten Christian Büttner, Hubert Kreuch und Schwarzecker kundgetan, "die Bilanz so nicht zu unterschreiben", auch Umgründungsideen Reiters konnten sie nicht überzeugen. Drei Tage später stellte die KPMG "ein Modell zur Bereinigung vor ..., es stellte sich jedoch heraus, dass eine Lücke verbleibt ... und ein großes Risiko". Die Lösung: die ÖGB-Garantie. In der KPMG diskutierte man damals, ob der gesamte Aufsichtsrat zu informieren sei und eine Redepflicht des Prüfers bestehe; beides wurde verneint, wie Zeuge Toni Kampelmühler (damals KPMG, jetzt Stiefelkönig-Chef) aussagte. Warum das nicht im Prüfbericht steht? Kampelmühler: "Mir wurde mitgegeben, das mit höchster Sensibilität zu behandeln." (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.10.2007)