Im einflussreichen slowenischen Medienhaus "Delo", das im Frühjahr vom Getränkekonzern Pivovarna Lasko übernommen worden war, dreht sich das Personalkarussell weiter. Nach Veränderungen im Aufsichtsrat und dem Abgang des Chefredakteurs muss nun auch der Vorstandschef Danilo Slivnik seinen Hut nehmen. Beobachter vermuten politische Hintergründe des Wechsels, da Slivnik gute Verbindungen zu Regierungschef Janez Jansa nachgesagt werden, der neue "Delo"-Eigentümer aber Jansas Koalitionspartner SLS (Slowenische Volkspartei) nahesteht.

Druck auf "Delo" und "Vecer"

Nachfolger Slivniks, der vor eineinhalb Jahren auf Betreiben der staatlichen Beteiligungsholdings KAD und SOD an die Spitze des Verlags gehievt worden war, ist der Chef der Slowenischen Eisenbahn (SZ) Peter Puhan. Der Manager, der erst vor einem halben Jahr zum Chef der Staatsbahnen ernannt worden war, gilt als Freund von "Delo"-Aufsichtsratschefin Andrijana Starina Kosem. Die langjährige Vertraute Jansas und frühere Wirtschafts-Staatssekretärin hatte sich vor geraumer Zeit mit dem Premier überworfen und gilt seitdem als Kronzeugin für die angeblichen Eingriffe der Regierung in die Medienlandschaft. Starina Kosem warf Jansa im Juni vor, die Zeitungen "Delo" und "Vecer" mit massivem Druck unter seine Kontrolle bringen zu wollen.

Offiziell wurde Slivniks Rücktritt mit dessen sich vom Eigentümer unterscheidenden Ansichten über die Unternehmensführung begründet. Die linksliberale Tageszeitung "Dnevnik" weiß zu berichten, dass Slivnik nicht freiwillig zurückgetreten sei. Zwischen ihm, Starina Kosem und Chefredakteur Janez Markes soll es seit Monaten Spannungen gegeben haben. Slivnik wurde vorgeworfen, sich in die journalistische Arbeit von "Delo"-Medien, insbesondere des rechtsgerichteten Wochenmagazins "Mag", eingemischt zu haben. Laut "Dnevnik" wurden ihm sukzessive auch Vollmachten bei geschäftlichen Entscheidungen entzogen.

Zerwürfnis zwischen Jansa und Lasko-Chef Srot?

Slowenische Medien spekulieren nun über ein Zerwürfnis zwischen Premier Jansa und Lasko-Chef Bosko Srot. Dessen Bruder Bojan Srot will im November die Führung der SLS übernehmen und hat eine Kampfkandidatur gegen Parteichef Janez Podobnik angekündigt. Die Slowenische Volkspartei galt schon bisher als schwieriger Koalitionspartner. Nach Ansicht politischer Beobachter könnte die Partei unter der Führung des erfolgreichen Bürgermeisters von Celje (Cilli) auf Konfrontationskurs zu Jansa gehen, dessen Stern knapp ein Jahr vor der nächsten Parlamentswahl deutlich im Sinken ist. Bei der slowenischen Präsidentenwahl am Sonntag hatten die Rechtsparteien einen empfindlichen Dämpfer hinnehmen müssen. Der favorisierte konservative Ex-Premier Lojze Peterle kam nur auf 28,5 Prozent der Stimmen, während die beiden Linkskandidaten Danilo Türk und Mitja Gaspari gemeinsam fast die absolute Mehrheit erreichten. Dies wurde von vielen Beobachtern als Denkzettel für Jansas Regierung gedeutet.

Unter Slivniks Führung hatten mehrere namhafte Redakteure die Qualitätszeitung "Delo" verlassen. Heuer wurden auch drei Auslandskorrespondenten abberufen, die kritisch über Jansas Regierung berichteten. Neben dem "Delo"-Korrespondenten in Zagreb, Rok Kajzer, und der Nahost-Korrespondentin Barbara Surk, wurde auch der Wiener Korrespondent Matija Grah gekündigt, der der Laibacher Regierung mit Kritik an ihrer zurückhaltenden Position im Kärntner Ortstafel-Streit ein Dorn im Auge war. Die Arbeit aller drei Journalisten sei "schlecht" gewesen, sagte der frühere "Mag"-Chefredakteur Slivnik.

Neues Redaktionsstatut

"Delo" erhielt am Montag auch ein neues Redaktionsstatut, wonach die Chefredakteure künftig nicht mehr vom Vorstand, sondern vom Aufsichtsrat bestellt werden. "Wir erwarten, dass der Aufsichtsrat die Ressortleiter der einzelnen Editionen unabhängig bestimmen wird. So werden die Ressortleiter eine größere Selbstständigkeit sowie größere Verantwortung bekommen," kommentierte Pivovarna Lasko die Änderungen. (APA)