Zur Person:

Oberstleutnant Oskar Krasser (47) ist vom Verteidigungsressort seit Juli mit der Öffentlichkeitsarbeit für die Eurofighter betraut.

Foto: Bundesheer
Nach einem Standard-Bericht ändert das Verteidigungsressort seine Pläne: Nun wird doch noch geprüft, ob bei der EURO 2008 Eurofighter eingesetzt werden. Mit Oskar Krasser sprach Nina Weißensteiner.

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STANDARD: Das Verteidigungsressort erklärte unlängst, dass nach derzeitigem Stand die Eurofighter bei der EM nicht zum Einsatz kommen. Ab wann werden die Jets denn für ein Krisenszenario mitberücksichtigt?

Krasser: Dazu ist festzuhalten, dass die Einsatzpläne für die Luftraumsicherungsoperation für die EM noch nicht abgeschlossen sind. Ein möglicher Einsatz der Eurofighter wird durchaus noch in die Planungen mit einbezogen. Allerdings ist ihr Einsatz nicht zwingend vorgeschrieben. Eine definitive Entscheidung wird erst Anfang des Jahres 2008 fallen.

STANDARD: Vor ein paar Tagen hieß es noch, das Bordsystem sei „hochkomplex“, daher könne man für Juni noch mit keinem Einsatz der Jets rechnen.

Krasser: Nein, mit dem Zustand der Flieger haben die aktuellen Erwägungen nichts zu tun.

STANDARD: Sondern?

Krasser: Die Entscheidung richtet sich allein nach den Bedrohungsszenarien, die wir gerade durchkalkulieren. Und da müssen wir erst beurteilen, wie stark der Sicherheitsgürtel sein soll, den wir auf höchster Ebene einrichten. Dabei ist zu klären: Reicht es, wenn wir die F-5 einsetzen? Oder sind auch die Eurofighter nötig? Die Szenarien, die durchgespielt werden, gibt es ja erst seit den New Yorker Anschlägen vom 11. 09. 2001.

STANDARD: Sind die Flieger vielleicht auch zu spät überstellt worden, dass man sich noch immer nicht festlegen kann?

Krasser: Keineswegs, damit hat all das nichts zu tun.

STANDARD: Was wird bei der EM also voraussichtlich alles in der Luft sein?

Krasser: Also, vom Boden aufwärts: Das beginnt mit den Hubschraubern, in mittlerer Höhe sind langsam fliegende Flächenflugzeuge notwendig. Und ganz oben sichern die zwölf F-5 – und eventuell eben die sechs Eurofighter, die wir bis dahin haben werden.

STANDARD: Wie lange hat es bei den Black Hawk und bei den Draken gebraucht, bis man vom Probebetrieb auf richtige Einsätze übergegangen ist?

Krasser: Beim Draken waren es zwei Jahre, denn wir mussten uns zuerst in Schweden, dann in Österreich alle Profile erfliegen. Bei den Black Hawk dauerte die Übergangszeit ein Jahr.

STANDARD: Einen Tag nach dem Ende der EM sind die Schweizer F-5 zu retournieren. Wird eine Luftraumüberwachung mit den Eurofightern bis dahin bewältigbar sein?

Krasser: Natürlich.

STANDARD: Was ist an Luftraumüberwachung einfacher als an Luftraumsicherung?

Krasser: Die Luftraumüberwachung ist die routinemäßige Überwachung der 3000 Flugbewegungen, die täglich über Österreich stattfinden. Dabei müssen militärische Überflüge genehmigt und stichprobenartig überprüft werden. Das ist wie bei der Autobahnpolizei, die Geschwindigkeitskontrollen durchführt. Die Luftraumsicherung kommt bei Großveranstaltungen zum Tragen, wo man von 0 bis zu 12.000 Meter Höhe sämtliche Flugbewegungen im Auge behalten muss, um notfalls allfällige Gefahren abwenden zu können. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, Printausgabe 24.10.2007)