München/Innsbruck – Österreich geht es vergleichsweise gut. Sagt Klaus Leistner, der Generalsekretär des Skiverbands (ÖSV). „Jedem könnte es besser gehen, auch uns. Aber es geht uns nicht schlecht.“ Von den Wickeln in Deutschland hat er gehört und gelesen, dazu kann er vor dem Wochenende, an dem in Sölden (alpin) und Düsseldorf (nordisch) die Saison beginnt, zweierlei sagen. Erstens? „Diskussionen über TV-Rechte sind nicht unüblich.“ Zweitens? „Die Tournee wird natürlich stattfinden.“

Ob dann auch ein deutscher Sender überträgt, steht freilich in den Sternen. Der DSV hatte sich TV-mäßig neu positionieren und vom Privatsender RTL, dessen Vertrag ausläuft, zur Rechtevermarktungsagentur Infront wechseln wollen. RTL legt sich quer, weil der alte Kontrakt eine Option beinhalte, den neuen (jenen mit Infront) zu gleichen Bedingungen zu übernehmen. „Matching Offer Right“ heißt das im Fachjargon. Zuletzt hat RTL dem DSV pro Jahr 15 Millionen Euro überwiesen.

Die ungeklärte Rechtslage zieht einen Rattenschwanz nach sich. Viele Sponsoren haben Verhandlungen ausgesetzt, weil sie nicht sicher sein können, ein breites TV-Publikum zu erreichen.

DSV-Präsident Alfons Hörmann gesteht Fehler ein, der DSV hatte RTL den Kurzvertrag mit Infront erst am 19. Oktober zur Einsicht übermittelt. „Das hätte früher geschehen müssen“, sagt Hörmann und bekniet die RTL-Macher, sie mögen ihre „Blockadehaltung aufgeben“. RTL versicherte, man werde den Vertrag und damit die Möglichkeit, ihn zu übernehmen, „rasch prüfen“.

Deutsche Medien nennen vor allem den nordischen Weltcup-Kalender „derzeit ein Muster ohne Wert“. Im Gegensatz zum Alpinbereich zählen die deutschen Nordischen zu den Besten der Welt, dementsprechend viele Weltcup-Bewerbe sind in Deutschland geplant – zwei im Langlaufen, vier im Skispringen, fünf in der Kombination. Selbiges gilt für Biathlon, in den vergangenen Jahren die deutsche Domäne schlechthin und ein Publikumsmagnet – zwei von neun Weltcup-Stationen liegen in Deutschland.

Schon ist die Rede davon, dass Bewerbungen um die Biathlon-WM 2012 (Ruhpolding) und die Nordische WM 2013 (Oberstdorf) Schaden nehmen könnten. Und DSV-Chef Hörmann gibt zu, man gebe derzeit „sicher nicht die gewünschte Steilvorlage für eine mögliche Kandidatur“ Münchens um Olympia 2018.

Wie (un)wichtig Deutschland der Alpinbereich ist, wird dadurch dokumentiert, dass 2007/08 lediglich fünf von 81 Konkurrenzen in Deutschland steigen sollen (13 in Österreich). ÖSV-Generalsekretär Leistner bestätigt: „Die Deutschen geben im Biathlon viermal so viel Geld aus wie wir. Bei den Alpinen sieht es natürlich anders aus.“ DSV-Stars wie die Biathleten Magdalena Neuner und Michael Greis, die Langläufer Evi Sachenbacher und Tobias Angerer, Kombinierer Ronny Ackermann, Skispringer Michael Uhrmann und Slalomspezialist Felix Neureuther bieten ihrem Verband den Verzicht auf teure Trainingslager an. Auch andere wollen Prämien spenden. Das Geld soll dem Nachwuchs zugute kommen, bei dem der DSV schon den Rotstift ansetzt.

Autos ohne Sprit

Einer der wichtigsten DSV-Sponsoren, Audi, erklärte sich solidarisch mit dem Verband. Die seit 23 Jahren laufende Partnerschaft wurde vorzeitig bis 2011 verlängert. Als Audi kürzlich in Ingolstadt 90 PKW an Trainer und Sportler übergab, umriss freilich ein Betreuer die Situation: „Sie geben uns Luxusautos und wollen den Sprit nicht bezahlen.“ (Fritz Neumann - DER STANDARD PRINTAUSGABE, 24.10. 2007)