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Dreimal hat Ali Larijani seinen Rücktritt als iranischer Atomunterhändler angeboten - und schlussendlich entschied der oberste geistliche Führer Ali Khamenei, nun auch personalpolitisch klarzustellen, was offizielle iranische Politik ist: Der Atomzug ist abgefahren, und lässt sich nicht mehr bremsen. Und Said Jalili ist die neue Stimme nach außen.

In Situationen, in denen Larijani seinen europäischen Verhandlungspartnern vielleicht bisher sagte, er werde in Teheran nochmals rückfragen und man könne ja später weiterreden, ist zukünftig - mit Jalili auf der anderen Seite - sofort ein klares Nein zu erwarten. Wobei der Spielraum beider in Wahrheit derselbe ist: nämlich null. Insofern ist die Umbesetzung eine Anpassung an die Realität. Von Jalili heißt es jedoch, dass er, im Gegensatz zu Larijani, tatsächlich keine eigene Meinung hat.

Said Jalilis Stern ist mit Mahmud Ahmadi-Nejads Präsidentschaft aufgestiegen, auch wenn er bereits vorher nahe an der Macht saß. Jalili war jedoch nicht, wie zuletzt öfters geschrieben wurde, der "Chef" des Büros von Khameini: Er war einer der führenden Leute, zuständig für Kommunikation, ein verlässliches Sprachrohr ohne eigene Macht schon damals. Als er unter Ahmadi-Nejad Vizeaußenminister für amerikanische und europäische Angelegenheiten wurde, wurde sein Posten bei Khamenei nicht nachbesetzt. Jalilis direkter Draht zu ihm gilt als aufrecht.

Jalili wurde im Außenministerium immer als "der" Mann Ahmadi-Nejads angesehen, und dieser hätte ihn vielleicht auch zum Außenminister gemacht, wenn nicht die Zustimmung des Parlaments, das ihm ohnehin einige Ministerernennungen zurückwarf, ungewiss erschienen wäre.

Mit Atomangelegenheiten hatte Jalili direkt noch nichts zu tun. Der promovierte Politikwissenschafter ist Absolvent der Imam Sadiq Universität in Teheran, der Kaderschmiede der Religiösen. Um dort hineinzukommen sind nicht wie an anderen Universitäten im Iran die Schulnoten ausschlaggebend, sondern ein astreiner religiöser Hintergrund. Jalilis veröffentlichte politikwissenschaftliche Arbeiten tragen denn auch immer etwas Islamisches im Titel: Einmal geht es um das politische Denken im Koran, ein andermal um die Außenpolitik des Propheten.

Neben Arabisch ist jedoch immerhin auch Englisch Pflichtfach an der Imam Sadiq Universität, an deren Eingang sich das Grabmal für den unbekannten Soldaten, in jener Weltgegend Märtyrer genannt, aus dem Iran-Irak-Krieg, befindet (angeblich wollte keine andere Teheraner Universität es haben). Auch der 1965 geborene Jalili ist ein Opfer dieses Kriegs: Von einer schweren Beinverletzung blieb ein Hinken zurück. Jalili ist verheiratet, wie alle Angehörige des iranischen diplomatischen Dienstes. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 24.10.2007)