Wien - In den nächsten Wochen will die Bawag auch den Verkauf ihrer defizitären Klavierfabrik Bösendorfer perfekt machen. Dass es sich noch für Oktober ausgeht, wird derzeit bezweifelt. Die dem US-Fonds Cerberus gehörende Bank will den Deal jedenfalls aber heuer unter Dach und Fach haben.

Für Börsendorfer war in der jetzigen Bieterrunde dem Vernehmen nach der japanische Yamaha-Konzern Bestbieter. Zuletzt hat sich auch eine österreichische Investorengruppe um einen ehemaligen Bösendorfer-Verkaufsmanager formiert.

In der heimischen Kunstwelt herrscht vorab wieder Trauerstimmung ob eines drohenden Verkaufs der 1828 gegründeten Klaviermanufaktur an Ausländer. Auch der Betriebsrat hat schon protestiert, verlangt von den Bietern wie berichtet Standortgarantien - was aber keiner der Interessenten vor hat.

Namhafte Kunstschaffende machen im Magazin "News" ihrer Empörung Luft:

Der Pianist Rudolf Buchbinder: "Man verkauft doch auch nicht die Sängerknaben und die Lipizzaner ins Ausland!"

Nikolaus Harnoncourt: "Das ist zum Weinen. Mich fröstelt, wenn ich daran denke." Harnoncourt würde die Produktion in Japan allerdings der Angliederung an eines der großen europäischen Klavierhäuser ("Dort geht es nur um das Geschäft") eher noch vorziehen: "In Japan hat man ein Ohr für besondere Klänge."

Kulturelle Identität

Volksoperndirektor Robert Meyer fordert, die Firma "unter allen Umständen in Österreich zu halten".

Musikvereinschef Thomas Angyan nennt Bösendorfer ein "Synonym für die österreichische Klaviertradition".

Otto Schenk: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein nicht in der österreichischen Klavierbauertradition gewachsener Mensch die erforderliche Zärtlichkeit für diesen Klang aufbringt."

Clemens Hellsberg, Vorstand der Wiener Philharmoniker: "Bösendorfer ist ein Teil der kulturellen Identität Wiens, ein bedeutendes Stück Musikgeschichte und auch mit der Geschichte unseres Orchesters wesentlich verbunden. Mein vordringlichster Wunsch ist, dass die Firma in Österreich bleibt."

Michael Schade, Opern- und Liedersänger: "Das wäre für Österreich und für die ganze Klavierbranche ein Desaster. Für mich gehören die Wiener Philharmoniker und Bösendorfer zum Gesamtbild der Stadt Wien. Ich kann mir Wien nicht ohne Bösendorfer vorstellen."

Franz Welser-Möst, designierter Generalmusikdirektor der Staatsoper: "Das finde ich furchtbar. Bösendorfer ist nicht in erster Linie eine Firma, die Profit abwerfen soll, sondern ein Teil der kulturellen Identität Österreichs. Wir mussten, zu Recht, die Klimt-Adele zurückgeben. Aber auf das, was noch da ist, sollten wir schauen und sicherstellen, dass Bösendorfer in Österreich bleibt."

Ähnlich Markus Hinterhäuser, Konzertchef der Salzburger Festspiele: "Bösendorfer ist so wie die Wiener Philharmoniker Teil der musikalischen Identität Österreichs. Ich wünsche mir, dass es eine österreichische Investorengruppe übernimmt, die weiß, was für einen Schatz sie damit bekommt." (APA)