Journalisten, die eine Akkreditierung für die Abendveranstaltung am Mittwoch hatten, hätten nach dem standardisierten Vertrag, den die einladende Mobilkom abgeschlossen hatte, eigentlich nach fünf Minuten Festrede verschwinden müssen. Über den Vortrag selbst hätte nicht berichtet werden dürfen. Da aber eine Reihe von Journalisten, etwa aus dem Telekommunikationsbereich, eine „normale“ Einladung in Händen hielten, war der betreuenden Agentur Hochegger sowie der Mobilkom-Pressemannschaft schnell klar, dass dies nicht auseinanderzuhalten war.
Die Einladepolitik wurde daraufhin österreichisch modifiziert: Journalisten dürfen wie andere geladene Gäste auch in die sogenannte Hochspannungshalle beim Wiener Arsenal – Akkreditierung hin oder her. Und wenn sie dann auch noch berichten, können die Veranstalter ihre Hände in Unschuld waschen.
Vortrag zum Film
In Berlin war der Vortrag – im Wesentlichen die mit dem Oscar prämierte Klima-Dokumentation, die wiederum die Vortragsreihe ist, mit der Al Gore seit rund vier Jahren um den Erdball tourt – eine von Journalisten gesäuberte Sache. Nach dem Eingangsstatement von etwa fünf Minuten mussten sie, zusammen mit Fotografen und Kamerateams, aus dem Saal. Wer gegen das Berichterstattungsverbot verstoße, dem drohten Schadenersatzforderungen in erheblicher Höhe, zitierte Die Welt den Berliner Veranstalter.
Al Gores Pressestelle erklärte dies mit "Urheberrechtsproblemen", was dem Vorsitzenden des Deutschen Journalistenverbands jedoch wenig schlüssig erschien. Gore könne nicht den Vortrag, für den er den Friedensnobelpreis erhielt, gegenüber den Medien zur Geheimsache erklären, hieß es in einer Stellungnahme des Bundesvorsitzenden des Journalistenverbands, Michael Konken.
Videokonferenzen statt Reisen