Wien – Es scheint, als ob die PR-Trupps in Wien sowie die Pressesprecher rund um Al Gore lernfähig wären: Nachdem sich der Deutsche Journalistenverband lautstark ob der Medienpolitik Al Gores rund um seinen Berlin-Besuch beschwerte, lief die Sache in Wien schaumgebremst ab.

Journalisten, die eine Akkreditierung für die Abendveranstaltung am Mittwoch hatten, hätten nach dem standardisierten Vertrag, den die einladende Mobilkom abgeschlossen hatte, eigentlich nach fünf Minuten Festrede verschwinden müssen. Über den Vortrag selbst hätte nicht berichtet werden dürfen. Da aber eine Reihe von Journalisten, etwa aus dem Telekommunikationsbereich, eine „normale“ Einladung in Händen hielten, war der betreuenden Agentur Hochegger sowie der Mobilkom-Pressemannschaft schnell klar, dass dies nicht auseinanderzuhalten war.

Die Einladepolitik wurde daraufhin österreichisch modifiziert: Journalisten dürfen wie andere geladene Gäste auch in die sogenannte Hochspannungshalle beim Wiener Arsenal – Akkreditierung hin oder her. Und wenn sie dann auch noch berichten, können die Veranstalter ihre Hände in Unschuld waschen.

Vortrag zum Film

In Berlin war der Vortrag – im Wesentlichen die mit dem Oscar prämierte Klima-Dokumentation, die wiederum die Vortragsreihe ist, mit der Al Gore seit rund vier Jahren um den Erdball tourt – eine von Journalisten gesäuberte Sache. Nach dem Eingangsstatement von etwa fünf Minuten mussten sie, zusammen mit Fotografen und Kamerateams, aus dem Saal. Wer gegen das Berichterstattungsverbot verstoße, dem drohten Schadenersatzforderungen in erheblicher Höhe, zitierte Die Welt den Berliner Veranstalter.

Al Gores Pressestelle erklärte dies mit "Urheberrechtsproblemen", was dem Vorsitzenden des Deutschen Journalistenverbands jedoch wenig schlüssig erschien. Gore könne nicht den Vortrag, für den er den Friedensnobelpreis erhielt, gegenüber den Medien zur Geheimsache erklären, hieß es in einer Stellungnahme des Bundesvorsitzenden des Journalistenverbands, Michael Konken.

Videokonferenzen statt Reisen

Der Mobilkom Austria ging es bei der Veranstaltung darum aufzuzeigen, dass Mobilfunk und Internet viel zum CO2-Sparen beitragen kann, hieß es in einer Aussendung. Etwa, indem anstatt Dienstreisen gebucht Videokonferenzen abgehalten werden. Laut der Vereinigung der europäischen Telekomunternehmen ETNO können 5,6 bis 33,5 Mio. Tonnen CO2 eingespart werden, wenn zwischen fünf und 30 Prozent der Geschäftsreisen durch Videokonferenzen ersetzt werden. Allerdings wird geschätzt, dass die Telekommunikationsbranche insgesamt für zwei bis fünf Prozent aller Kohlendioxidemissionen in der Welt verantwortlich ist – rund ebenso viel wie die Flugbranche, die bekanntlich ab 2013 in den EU-Emissionshandel aufgenommen werden soll, zusammen mit CO2-Großverursachern wie Industriebetrieben und Energieversorgern. (ruz, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.10.2007)