Wäre Heinrich Mis beim Termin mit der kaufmännischen ORF-Direktorin nicht gesessen, er hätte wohl Halt gesucht. Sissy Mayerhoffer versucht in Einzelgesprächen mit den Hauptabteilungsleitern, jene 32 Millionen herauszuholen, die das Haus 2008 sparen muss. Bis Mitte November soll das Budget stehen, Mis' Hauptabteilung für eigenproduzierte Filme und Serien offenbar besonders bluten.

Nach STANDARD-Infos geht es in der Fictionproduktion gleich um zehn Millionen Euro weniger. Die Zahl "kann" ORF-Sprecher Pius Strobl "nicht bestätigen". Er spricht dann von langfristiger Produktionsplanung, von notwendigen "Optimierungen" der Produktionen und Koproduktionen angesichts des bekannten "Spardrucks". Und verweist auf "davongaloppierende" Rechtekosten.

Mit Verständnis der österreichischen Produktionsbranche ist nur bedingt zu rechen. In einem Brief verweist ORF-General Alexander Wrabetz Publikumsräte nun darauf, dass Bund und Länder ihre gut 30 Prozent an den Rundfunkgebühren nicht für Film- und Medienförderung verwenden - was sich der ORF wünschte. Mis war urlaubsbedingt unerreichbar.

Wenig Verständnis signalisieren die roten Gewerkschafter im ORF. Rechtzeitig vor den gerade anstehenden Betriebsratswahlen im Radio und in der Technik munitionieren sie gegen den ORF-General (der ihrer Fraktion zugerechnet wird) und dessen Direktoren auf.

Rote Räte: "Gesetze missachtet"

"Krisenmanagement hat die Geschäftsführung kaum bewiesen", schreiben die roten Gewerkschafter (FSG) im ORF den "lieben GenossInnen": "Bis heute bleibt der Eindruck bestehen, dass einige Personen des Direktoriums gegeneinander statt miteinander arbeiten und ein entscheidendes Wort des Generaldirektors ist bisher nicht vernommen worden." Das "lähmt fast zwangsläufig die Aktivitäten in weiten Bereichen des Hauses". Die Genossen Betriebsräte kritisieren "langwierige" Personalentscheidungen und "eine weitverbreitete Nonchalance des Managements gegenüber arbeitsrechtlichen Bestimmungen". Aus Sparsamkeit und Personalmangel (beide unter Anführungszeichen) würden "gesetzliche Regelungen mit Duldung der Verantwortlichen missachtet".

Die Mehrheit im ORF-Zentralbetriebsrat hat den Kollektivvertrag über flexible Arbeitszeit im ORF gekündigt. Laut FSG-Schreiben als "Druckmittel für die Gehaltsverhandlungen". Sie beginnen offiziell am 27. November.

Forderungen von vier Prozent plus kursieren inoffiziell. Der bürgerliche Zentralbetriebsratschef Heinz Fiedler auf Anfrage nach einem ersten Treffen mit Wrabetz: "Einen Arme-Leute-Abschluss werden wir nicht akzeptieren."

À propos Fiedler und Betriebsratswahlen: "Vordringliches Ziel der FSG ist es natürlich, (...) die Vorherrschaft der FCG im Zentralbetriebsrat zu brechen", schreiben die Sozialdemokraten. Christgewerkschafter Fiedler wurde mit Unterstützung der roten Kollegen 2004 wieder Zentralbetriebsratschef. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 25./26.10.2007)