Erna Putz hat entscheidend zu Franz Jägerstätters Seligsprechung beigetragen

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Nein, ein Lebenstraum gehe mit der Seligsprechung von Franz Jägerstätter nicht in Erfüllung. "Natürlich ist die Freude groß. Aber eigentlich habe ich im Moment gar nicht die Zeit, darüber nachzudenken, was es für mich heißt", sagt Erna Putz.

Sie ist dieser Tage eine viel gefragte Frau. Untrennbar ist der Name Jägerstätter mit der Theologin, Politologin und Pfarrersköchin aus Ostermiething im Innviertel verbunden. Und es gibt viele, die überzeugt sind, dass ohne den jahrzehntelangen Einsatz der 61-Jährigen ("Muss das Alter sein? Da bin ich so eitel.") der Bauer und Kriegsdienstverweigerer Jägerstätter nie zu seligen Ehren gekommen wäre.

Dissertation

Doch solche Stimmen überhört Erna Putz meist: "Ich stehe nicht gerne im Rampenlicht. Aber irgendwie stimmt es schon, jedes Seligsprechungsverfahren braucht halt eine solide Biografie. Und die habe halt ich geschrieben." Verfasst wurde Franz Jägerstätter. Besser die Hände als der Wille gefesselt eigentlich als Dissertation. "Die Arbeit war der Abschluss meines Politikwissenschaftsstudiums. Eher zufällig ist die Dissertation dann zum Veritas-Verlag gelangt und sehr bald als Buch erschienen", erzählt die Kennerin moderner Kunst.

Initialzündung

Die Initialzündung im Fall Jägerstätter passierte bei Putz aber bereits 1979. Damals arbeitete sie bereits seit vier Jahren bei der Linzer Kirchenzeitung als Journalistin. Eines schönen Redaktionstages brach Erna Putz für eine Pfarr-Reportage nach St. Radegund auf. Im örtlichen Gotteshaus passierte dann jene Begegnung, die fortan das putzsche Leben bestimmen sollte. Jägerstätters Witwe Franziska war in St. Radegund Mesnerin. "Wir haben uns gut verstanden, und eines Tages hat sie mir ein vergilbtes Packerl, auf dem 'Gefängnis' stand, mit Briefen gezeigt. Die Texte von Franz Jägerstätter haben mich tief berührt", erinnert sich Putz.

Pfarrersköchin

So tief, dass die umtriebige Journalistin beschloss, den Fall Jägerstätter näher zu erforschen. "Uni-Assistentin wäre aber nichts für mich gewesen. Da habe ich mir halt gedacht, ich werde Pfarrersköchin - nur, um versichert zu sein", erzählt die 1946 in Ohlsdorf Geborene. Den Pfarrküchenjob macht Putz heute noch, wenn auch nicht mehr aus Versicherungsgründen: "Es gefällt mir, und ich hab' genügend Zeit für alles andere." Darunter fällt vor allem seit 1983 das jährliche Jägerstätter-Gedenken am 9. August, dem Todestag des Märtyrers, in Ostermiething und St. Radegund.

Bei den eigentlichen Feierlichkeiten zur Seligsprechung am Freitag im Linzer Dom wird auch Erna Putz ein wenig Rampenlicht über sich ergehen lassen müssen. Auch wenn sie "nicht in der ersten Reihe Platz nehmen will". Das Tragen der Reliquie zum Altar gemeinsam mit Franziska Jägerstätter wird bei tausenden Gläubigen ohne eine gewisse Aufmerksamkeit kaum gehen. (Markus Rohrhofer/ DER STANDARD Printausgabe 25.10.2007)