Bodo Homboch, der Geschäftsführer der WAZ Mediengruppe, hat Überlegungen der Deutschen Post kritisiert, mit ihren Briefträgern Gratiszeitungen auszuliefern. "Wenn einer glaubt, er könne mal im Vorübergehen unsere Märkte zerstören, werden wir ein Abwehrprodukt starten", meinte er.

Vergangene Woche hatte Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel gesagt, er könne künftige Wettbewerber auf dem Briefmarkt auch "ganz schön bluten lassen". Die Postboten könnten Gratiszeitungen in 35 Millionen deutsche Haushalte tragen. Nach Medienberichten soll es bereits Sondierungen von Verlagen bei der Post zu einer Zusammenarbeit mit Gratiszeitungen geben.

Die Deutsche Post verfüge zwar nicht über das Know-How, den Inhalt einer Gratiszeitung zu liefern, sagte Zumwinkel nun am Mittwoch in Berlin. Die Post könne aber über ihr Netz "solche Produkte in die Briefkästen reinstecken", wenn ein Verlag auf sie zukomme.

"Systemfrage"

Auch in einem Interview des Medienmagazins "Werben und Verkaufen" (Donnerstag) greift WAZ-Geschäftsführer Hombach die Deutsche Post scharf an. Wenn sie tatsächlich Gratiszeitungen vertriebe, würde ein zu rund 30 Prozent im Staatsbesitz befindliches und mehrwertsteuerbefreites Unternehmen deutschen Zeitungsverlagen Konkurrenz machen. "Wenn der Einfluss von Staat und Gewerkschaft genutzt wird, um Konkurrenten zu benachteiligen und in die Knie zu zwingen, wird das eine Systemfrage", sagte Hombach. Ähnliches kenne er aktuell nur aus dem Balkan.

Dass die Post nur über den Vertrieb und nicht über die Produktion einer Zeitung nachdenke, ließ Hombach nicht gelten. "Ohne die privilegierte Postverteilung entstünde kein nationales Gratisblatt." (APA/dpa/Reuters)