Tyrolia Verlag 2007 208 Seiten, 17,90 Euro

Buchcover: Tyrolia Verlag

Franz Jägerstätters große Entscheidung des Neins zum Nationalsozialismus und zu ungerechtem Krieg ist Konsequenz einer Treue, die schon den Anfängen wehrte. So wird er zum Signal gegen die Bestechlichkeit, in der grundlegende Werte schnell mit pragmatischer Prinzipienlosigkeit vertauscht werden." Jägerstätter sei durch sein "Nein zur Gewalt", so der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer weiter, "Brief Christi" geworden. Scheuer arbeitete seit 1994 bei der Historisch-Theologischen Kommission zur Seligsprechung Jägerstätters mit. Er hat sich mit prägenden Gestalten des christlichen Widerstandes befasst.

Zwischen der Ermordung des oberösterreichischen Katholiken durch die Schergen des Nationalsozialismus 1943 und seiner Seligsprechung 2007 ist in der Öffentlichkeit zumindest teilweise ein tiefgreifender Bewusstseinswandel zu den Themen Befehlsverweigerung und Zivilcourage erfolgt.

Dies zeichnet Scheuer im vorliegenden Buch ebenso nach wie die Weiterentwicklung der Lehre von der Freiheit des menschlichen Gewissens auf kirchlicher Seite.

1945 hatte der damalige Linzer Bischof noch notiert: "Bei aller Achtung vor der subjektiven Haltung des Mannes kann er nicht als objektiv gültiges Vorbild für seine Haltung zur Militärpflicht hingestellt werden."

Glaubensverständnis

Heute hingegen gilt der vor einhundert Jahren Geborene mit einem an sich "durchaus traditionellen" Glaubensverständnis als Märtyrer, als "Prophet mit Weitblick und Durchblick, wie ihn damals die wenigsten Zeitgenossen hatten", schreibt Scheuer. Jägerstätter sei "Anwalt der Gewaltlosigkeit und des Friedens".

Seligsprechung bedeutet laut Scheuer immerhin, "dass das Leben und Sterben eines Menschen geglückt ist". Deutlicher kann eine Wende in der Kirchenlehre kaum beschrieben werden. (Thomas Neuhold/ DER STANDARD Printausgabe 25.10.2007)