TA-Chef Boris Nemsich und Al Gore

Der frühere US-Vizepräsident Al Gore hat den Einstieg der Telekom Austria in Weißrussland gelobt. Bei einer Rede auf Einladung der Telekom-Tochter Mobilkom in Wien sagte Gore vor knapp 1.000 Zuhörern, das Engagement der Telekom in Weißrussland könne "viel bewegen" und zur Demokratisierung des Landes beitragen. Wörtlich bezeichnete Gore das Telekom-Engagement in Weißrussland als "revolutionären Virus". Freie Kommunikation bringe befreiende Änderungen mit sich.

Stabilisierung der Gesellschaft

Telekom-Chef Boris Nemsic sagte darauf, die Mobilkommunikation trage grundsätzlich zur Stabilisierung der Gesellschaft bei. "Wenn man die rechtlichen und technologischen Standards heben kann, hilft das, die Gesellschaft zu stabilisieren. Das haben wir in allen Ländern geschafft, in denen wir heute aktiv sind - auch in Österreich", so Nemsic allgemein.

Die Telekom hatte für 730 Mio. Euro Anfang Oktober 70 Prozent der MDC, des zweitgrößten weißrussischen Mobilfunkanbieters in Weißrussland, übernommen. Der Deal gilt als "Showcase", mit dem das weißrussische Regime unter Präsident Alexander Lukaschenko der Welthandelsorganisation WTO beweisen will, dass es bereit ist, die Märkte und Unternehmen des Landes für internationale Investoren zu öffnen. Die WTO hatte zuletzt stark darauf gedrängt, dass das Land seine Telekommunikationsmärkte liberalisiert. Die USA und Menschenrechtsorganisationen bezeichnen Weißrussland als die "letzte Diktatur Europas".

"Teil der Entwicklung der Demokratie

Gore erklärte, Kommunikation sei "Teil der Entwicklung der Demokratie und Teil der Lösung unserer größten Probleme auf diesem Planeten". Wenn er nur durch ein paar wenige kontrolliert werde, werde dadurch auch der Zugang zu Wissen beschränkt. Die Verbreitung von Kommunikation und ihrer Technologien bringe "Freiheit". "Wir müssen einen lebhaften Dialog in unseren Demokratien pflegen, wir müssen auf dem Menschenrecht auf Kommunikation beharren", apostrophierte der Friedensnobelpreisträger.

Als Beleg dafür nannte er die Entwicklung des Buchdrucks, der für einen wesentlichen Schritt der Menschheit hin zur Befreiung aus dem Feudalsystem und hin zur Aufklärung verantwortlich gewesen sei. Die digitale Revolution durch das Internet bezeichnet er als ähnlich einschneidend. Gore: "Leute nutzen diese Möglichkeiten, ihre Ideen zu verbreiten und revolutionierende Änderungen voranzubringen." Die Freiheit des Internets sei daher von entscheidender Wichtigkeit. "Wir müssen dafür genauso kämpfen, wie wir vor 250 Jahren für die Freiheit der Print-Presse gekämpft haben", so Gore.(APA)