Mayer am Pfarrplatz 2006
Gemischter Satz Ried Nussberg (früher "Alter Satz") 7,90 €
Rotes Haus 2006 Nussberger Edellage Gemischter Satz Classic 7,90 €
2006 Riesling Ried Nussberg 12,50 €
2006 Sauvignon Blanc Ried Alsegg 10,90 €
2006 Sauvignon Blanc Ried Reisenberg 11,90 €
2006 Gelber Muskateller 12,50 €

Foto: Luzia Schrampf

Nachdem Hans Schmids Weinaktivitäten (kauft16 Hektar Conwert-Rebflächen) bzw. die Wein-Nichtaktivitäten (nein, kauft nicht jeden Heurigen in Grinzing, der ihm angeboten wird) in der letzten Zeit im Zentrum des Interesses standen und ausführlichst besprochen wurden, soll es hier vor allem um den Kern des Schmidschen Handelns gehen: die Weine von Mayer am Pfarrplatz und dem Roten Haus.

Mit der Übernahme vor etwa einem Jahr zur Zeit der Ernte 2006 wurde auch ein radikaler Wandel im Weinstil vor allem bei Mayer am Pfarrplatz eingeleitet. Franz Mayer hat sich sehr lange in der Historie um den Wiener Wein im Allgemeinen und den Gemischten Satz im Speziellen sehr verdient gemacht. Der Weinstil, der in dem Haus in den letzten Jahren bis zur Übernahme gepflogen wurde, war allerdings alles andere als zeitgemäß. Das hatte auch zur Folge, dass zwar der Heurige mit seinem romantischen, zugewachsenen Innenhof als Traditionsinstitution sehr präsent war, die Weine des Betriebs aber immer weniger wahrgenommen wurden und in Stil und Qualität kaum noch Beachtung fanden. Das hat sich mit der Übernahme im Herbst 2006 grundlegend geändert.

Mastermind Willi Balanjuk

Mastermind der önologischen Aktivitäten beider Weingüter ist Willi Balanjuk, anerkannter Weinfachmann mit internationalem Horizont, den Schmid von der Wein Burgenland abwarb und mit März 2007 als Geschäftsführer einsetzte. Obwohl bei der Ernte 2006 nicht mehr bis auf die letzte Traube Einfluss genommen wurde, konnte doch sehr vieles geändert werden. Geschmacklich wurden die Wein-Serien der beiden Häuser klar getrennt: Mayer am Pfarrplatz steht für die leichtfüßige, klar fruchtbetonte Weine in der mittelkräftigen Liga, während unter dem Namen Rotes Haus gehaltvollere und, wenn man so will, Gewichtigeres produziert werden.

Zum Ausdruck kommt das am besten in den beiden Gemischten Sätzen, die sich aufgrund der Rebsortenzusammensetzung deutlich unterscheiden: Während Mayer am Pfarrplatz Gemischter Satz "Ried Nussberg" 2006, der auf Grüner Veltliner, Riesling und Zierfandler basiert, luftig und süffig-frisch daherkommt, hat die "Nussberger Edellage Gemischter Satz Classic" 2006 vom Roten Haus einen klar "burgundischeren" – volleren und ebenso aromatischen, aber ruhigeren – Charakter, der sich aus Sorten wie Neuburger, Weißburgunder, Grauburgunder, Chardonnay und auch etwas Traminer ergibt.

Primär Nussberg-Rebsorten

Bei Mayer am Pfarrplatz setzt man in erster Linie auf die Nussberg-Rebsorten Veltliner und Riesling. Dazu kommen auch ein spritzig, duftiger Gelber Muskateller und zwei feine Sauvignons Blancs, die früher zu einem Wein verschnitten wurden: Während Sauvignon "Ried Alsegg“ mit vegetal-kräutrigen Aromen spielt (vulgo "Paprika-Sauvignon"), ist Sauvignon "Ried Reisenberg" der Vertreter des extraktsüßen, nach exotischen Früchten duftenden "Holunderblüten-Stils", der auch gerne als "reiferer Sauvignonstil" bezeichnet wird.

Beim Roten Haus stehen ein gehaltvoller Grüner Veltliner und der Traminer im Vordergrund, wobei vor allem die letztgenannte Rebsorte Weinfans spaltet: Traminer duftet intensiv nach Rosen und Veilchen, ist aufgrund der Rebsorteneigenschaften eher kräftig im Alkohol und nicht selten mit etwas Restsüße gesegnet, was die Aromatik verdichtet. Seine Intensität wird nicht von jedermann geschätzt, aber eine Kombination mit dezent süßen Schokodesserts oder Topfenknödel auf Zwetschkenröster, wie kürzlich im „Pfarrwirt“ serviert, könnte Traminer-Skeptiker in Traminer-Fans verwandeln.

Bleibt noch der Riesling "Ried Nussberg" 2006 von Mayer am Pfarrplatz. Er kommt aus zwei Weingärten am Nussberg, von denen einer sehr kalkig ist, und schmeckt zart-elegant und sehr sortentypisch nach saftigen, gelben Pfirsichen mit seidiger Konsistenz. Je länger im Glas desto stärker offenbart er seine Tiefgründigkeit.

Für den Jahrgang 2007, dessen Ernte laut Balanjuk "sehr viel Selektionsarbeit erforderlich machte", erwartet er "elegantere, noch aromapräzisere und aromaintensivere Weine". Hier hatte man erstmals die volle Kontrolle. Die aktuellen Weine können entweder im Heurigen oder im kürzlich eröffneten "Pfarrwirt" probiert werden - vgl. Severin Cortis Gastrokritik im Rondo vom 19. Oktober. (Luzia Schrampf)