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Erich Foglar (Metallergewerkschafter, links) und Hermann Haslauer (Arbeitgebervertreter) gingen letztlich in Frieden auseinander, nachdem sie 17 Stunden um die Lohnerhöhung gerungen hatten. Ob der Abschluss richtungsweisend ist, darüber zerbrechen sich andere den Kopf.

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Wien - Nachdem weißer Rauch über der Wirtschaftskammer aufgestiegen war und die rund vierprozentige Anpassung der Metaller-Löhne und Gehälter feststand, rieben sich auch Gewerkschafter, die nicht am Verhandlungstisch saßen, die Hände. Tenor der Arbeitnehmervertreter sowie mancher Ökonomen und Politiker: Jetzt sollen auch andere Branchen entsprechend hohe Anpassungen erringen.

Von einem "Nachholbedarf angesichts moderater Abschlüsse und kalter Progression" in den letzten Jahren sprach etwa Vida-Chef Rudolf Kaske. Die Gewerkschaft vertritt die Sektoren Verkehr, Tourismus und soziale Dienste und verhandelt die Löhne und Gehälter für über 400.000 Beschäftigte. Bei den ÖBB, wo die Verhandlungen gerade laufen, rechnet man bereits fix mit einem Abschluss auf dem Niveau jenes der Metaller.

GÖD zufrieden

Ebenfalls erfreut über die Einigung bei den Kollegen zeigte man sich bei der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, die kommende Woche in die nächste Verhandlungsrunde tritt. Fritz Neugebauer hatte sich schon im Vorfeld über den von Sozialminister Erwin Buchinger geforderten Vierer vor dem Komma gefreut und die Äußerung als "Einladung an die Gewerkschaften, jetzt kräftig zuzulangen", gewertet.

Buchinger wiederum zeigte sich am Dienstag sehr zufrieden darüber, dass seine Wünsche in Erfüllung gegangen sind. Er nimmt den Abschluss zum Anlass, im Ministerrat heute, Mittwoch, mehr Geld auch für die Pensionisten zu fordern. "Ich plädiere speziell bei kleinen und mittleren Pensionen, angesichts der guten Wirtschaftslage und der Teuerung bei den Lebenshaltungskosten, die im täglichen Leben deutlich zu spüren ist, für eine entsprechende Abgeltung", so der Sozialminister.

Heißer Herbst

Weniger deutlich verweisen die Arbeitnehmervertreter im Handel auf die Metaller. "Wir schauen uns an, was daraus verwertbar ist. Nicht mehr und nicht weniger", sagt Manfred Wolf von der GPA, der für 512.000 Beschäftigte verhandelt. Am 7. und 8. November finden hier die nächsten Runden statt.

Rückendeckung erhielten die Gewerkschaften am Dienstag von Wifo-Ökonom Alois Guger: "In der Diskussion um die fallende Lohnquote wird es wichtig sein, dass die übrigen Branchen möglichst nahe an dieses Ergebnis herankommen, sonst wird die Lohnquote weiter fallen."

Zieht man die Inflation ab, würden mit der nun erzielten Einigung die Nettorealeinkommen wie schon in den Jahren davor um rund 1,0 bis 1,5 Prozent steigen. Dadurch werde auch der Konsum etwas belebt, wenn auch nicht so stark, dass davon ein Impuls ausgehen könnte. Arbeitsplätze sieht Guger durch den jetzigen Abschluss nicht gefährdet.

IHS-Chef sieht keine Vorbildwirkung

Anders sein Kollege Bernhard Felderer, Chef des Instituts für Höhere Studien. Er sieht im Metaller-Abschluss kein Beispiel für andere Branchen, etwa für den Handel. Das Ergebnis von Dienstag früh bezeichnete der Ökonom als "satte Lohnerhöhung", die aber gerechtfertigt sei.

Ähnlich wie Felderer hält auch Hannes Mraz von der Bundessparte Handel den Metaller-Abschluss für keinen Richtwert. "Das war es nie und wird es nie." Der Handel sei völlig anders strukturiert, arbeite in einem anderen Umfeld. Mraz: "46 Prozent unserer Betriebe sind in den roten Zahlen, 39 Prozent überschuldet, bei einem realen Wachstum von 1,3 Prozent."

Auch in der Industrie ächzt man ob des Abschlusses. Markus Beyrer von der Industriellenvereinigung sprach von einer "schweren Bürde". (as, vk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.10./1.11.2007)