Innsbruck - Eine lateinische Schrift aus dem Jahr 1746 hat sie aufmerksam gemacht, daraufhin sahen die Archäologen nach, was an dem Text von Anton Roschmann, dem "Vater der Archäologie in Tirol", dran sein könnte. Und tatsächlich: An einem in Vergessenheit geratenen Platz in Nußdorf-Debant bei Lienz, von dem die Dokumente als Fundort römischer Überreste berichten, entdeckten die Wissenschafter der Universität Innsbruck eine 1.800 Jahre alte Prunkvilla mit den vermutlich größten Mosaikfußböden Tirols.

Im Bild: Zeichnung aus Roschmanns Werk "Reliquiae aedificii Romani ad oppidum Tyrolense Lienz detectae, vulgo das Zwergen-Gebäu" ("Die Überreste eines römischen Gebäudes, das in der Nähe von Lienz entdeckt wurde und im Volksmund das Zwergerlgebäude heißt")

Foto: Universität Innsbruck

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Schon im Herbst 2006 konnte auf Grund oberflächig gemachter Funde wie kleiner Mosaiksteinchen der mögliche Standort näher eingegrenzt werden, aber erst eine in diesem Sommer durchgeführte Georadarmessung, bei der im Boden verborgene Strukturen von Mauern erfasst werden können, brachte endgültige Gewissheit. In der Flur Gline am Rand von Nußdorf zeigten sich eindeutige Überreste von mehreren Gebäuden.

Im Bild: Einige Mauerreste waren bis zu einer Höhe von 1,5 Meter erhalten

Foto: APA/Müller

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Insgesamt konnten während der dreiwöchigen Grabungskampagne im Oktober auf einer Fläche von nahezu 300 Quadratmetern mehrere Räume eines Gebäudes aus der Römerzeit freigelegt werden. Zum einen zeigten sich die Mauern zum Teil noch in Originalhöhe erhalten, zum anderen habe die Ausstattung des Gebäudes überrascht.

Im Bild: Die entdeckten Mosaikböden zählen vermutlich zu den größten Tirols.

Foto: APA/Müller

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"In drei der fünf bisher ergrabenen Räume fanden sich großflächige römische Mosaikfußböden aus tausenden teilweise nur 5x5 Millimeter kleinen Steinchen, die in dieser Erhaltung und Dimension bisher einzigartig in ganz Tirol sind", erklärte Grabungsleiter Florian Müller. Neben geometrischen Mustern waren sie vor allem mit aus Rauten gebildeten Kreuzen geschmückt. Auch waren die Wände der Räume flächig mit bunter Wandmalerei versehen, jeder Raum in anderen Farben.

Im Bild: Mosaikboden in Nachaufnahme.

Foto: APA/Müller

Ein Teil der Räume war zudem mit einer Fußboden- und Wandheizung ausgestattet. Die Mosaike dürften deshalb so gut erhalten sein, weil ein Teil der darunter liegenden Gewölbe der Fußbodenheizungen nicht wie üblicherweise eingestürzt war, sondern sich hier zum Teil noch komplett erhalten hat. Diese kleinen Gewölbe waren im 18. Jahrhundert ursprünglich für die Behausungen von Zwergen gehalten worden und führten damals in der Bevölkerung zur Bezeichnung "Zwergenstadt" und zum Entstehen einer der bekanntesten Sagen in Osttirol. (APA/red)

Link: Universität Innsbruck: Archäologische Forschung in Nußdorf-Debant

Im Bild: Die Hypokaustenanlagen waren im 18. Jahrhundert für die Behausung von Zwergen gehaltenen worden. Zeichnung aus den Schriften Anton Roschmanns

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