Apples kommende Version von iChat wird neben zahlreichen Effekten auch Funktionen zur Kollaboration anbieten. Außerhalb der Mac-Welt ist das Programm allerdings nicht anzutreffen.

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Die Chat-Funktion der PlayStation 3 ist sehr bequem zu bedienen. Künftige Software-Updates sollen Qualitätsmängel ausmerzen. (Bild: gamespot.com)

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Skype 3.6 verspricht Gespräche in höherer Qualität als bisher. Die Anforderungen an Hardware und Bandbreiten steigen damit aber ebenfalls.

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Die Technologie ist beinahe so alt wie das Fernsehen selbst. Zwei Personen sitzen an unterschiedlichen Enden dieser Welt vor einer Kamera und sprechen über einen Bildschirm mit einander.

Nachrichtensendungen wären ohne Live-Schaltungen kaum denkbar – Reporter, die nicht über Studio-Schirme dem Moderator in den Nacken schielen, um in Echtzeit ihren Senf dazuzugeben, schlicht unzeitgemäß.

Geschäftsfeld

Doch was bei den Medienprofis über grenzenlose Bandbreiten via Satellit für Aktualität und Unmittelbarkeit sorgt, ist in der Kommunikation über die eigenen vier Wände hinaus eine Rarität. Netzwerkausrüster arbeiten verstärkt daran Video-Konferenz-Systeme für Unternehmen bereitzustellen. "Die Zukunft ist Video", heißt es seit… nun, Jahren schon. Doch der Funke hat gezündet. Cisco etwa bewirbt in der Serie "24" sein 300.000 Dollar teures TelePresence. Damit sind Video-Konferenzen sogar in HD möglich.

Doch der Otto-Normalverbraucher verfügt nicht über Internetanschlüsse mit Upload-Geschwindigkeiten jenseits der 10 Mbit. Dennoch besteht der Bedarf Freunde im Ausland oder auch seine Liebsten um die Ecke hin und wieder in Bild und Ton zu sehen, gerade wenn die Zeit für persönliche Treffen knapp ist.

Großes Angebot

Eine Vielzahl von Softwareherstellern bietet Lösungen für so genannte Video-Chats an. Programme wie Skype, Windows Live Messenger, iChat aber auch Spielkonsolen ermöglichen den kostenlosen Gebrauch dieser kommunikativen Technologie.

Die Angebote sind allesamt ähnlich. Während die einen zusätzliche Funktionen zum kollaborativen Arbeiten bereitstellen, bieten die anderen nur eine eingängige und einfache Benutzeroberfläche. Doch Video-Chat ist Video-Chat oder nicht?

Auswahl

Wir haben uns drei kostenlose Systeme für den Heimgebrauch angesehen und sind auf einige Unterschiede gestoßen.

Um jede Plattform unter die Lupe zu nehmen, fiel die Wahl auf Skype (Windows, Mac, Linux), iChat (Mac) und den Video-Chat der PlayStation 3.

Bedienung

In Sachen Benutzerfreundlichkeit schenken sich die Programme kaum etwas. Skype und iChat verfügen über die üblichen Kontaktlisten von Chat-Programmen und erlauben den direkten Start von Video-Chats über die Kontakte. Bei der PS3 ist das ähnlich, nur ist die Chat-Funktion direkt ins Hauptmenü integriert, weshalb nicht wie bei einem Computer-Betriebssystem ein eigenes Programm gestartet werden muss. Man wählt einen Kontakt aus und lädt ihn zum Chat ein. In der Chat-Ansicht kann dann zwischen Video- oder Standbildansicht gewechselt werden.

Während bei der Konsole (noch) keine Einstellungen für die Kamera getroffen werden können/müssen, bieten die Menüs von iChat und Skype so manche Justierungsmöglichkeiten. Etwa lassen sich die Farb- und Kontrastwerte anpassen. Die kostenlose Software EyeCreate für die PS3 soll in den nächsten Tagen online zur Verfügung gestellt werden.

Kamera-Wahl

Skype unter Windows spielt mit einer Reihe von WebCams zusammen. Je nach Leistungsmerkmalen schwanken hier die Preise zwischen rund 20 Euro und 100 Euro. Für Mac und Linux sollte man bei Interesse nachfragen, wobei fast alle großen Anbieter Uni-Plattform-Modelle auf den Markt bringen. MacBooks verfügen wie auch zahlreiche Laptops anderer Hersteller über eine eingebaute Kamera. Für Video-Chats und "Youtube-Videos" reicht die Qualität allemal aus. Alternativ bietet Apple auch ein Gerät für Standrechner.

Die PlayStation verfügt über eine eigene USB-Kamera. Sowohl das alte Modell von EyeToy, als auch die neue Eye sind qualitativ ansprechende WebCams mit eingebauten Mikrofonen, die auch mit PCs zusammenspielen.

Allgemein ist der Einsatz von Kameras mit Mikrofonen empfehlenswert. Neue Modelle verfügen bereits über gute Systeme zur Rauschunterdrückung und bieten eine ausgewogene Sprachqualität.

Neben der Wahl der Kamera ist die richtige Beleuchtung des Raumes ebenso wichtig. Hier sollte auf eine helle, gleichmäßige Ausleuchtung geachtet werden. Manche Geräte können schlechte Lichtbedingungen korrigieren.

Im Spiel

Neben Videos erlauben alle Chat-Anwendungen noch Voice- und Text-Chat. Für die PS3 kann dazu eine handelsübliche Tastatur via USB oder Bluetooth angeschlossen werden. Das Tippen mit dem Gampad ist indes etwas mühsam.

Skype und iChat können auch noch Daten während des Gesprächs austauschen.

Im Unterschied zu Skype erlauben Apple und Sony auch Video-Konferenzen, anstatt nur mit einer Person gleichzeitig sprechen zu können. Jeder hinzugefügte Teilnehmer kostet naturgemäß Bandbreite, weshalb diese Feature eher für Firmen-Netzwerke als für den Heimgebrauch interessant sein dürfte.

Qualität

Die maximal mögliche Auflösung der Video-Telefonate wird in der Regel nicht durch die Kameras, sondern durch die Programme limitiert. Üblich sind 320 x 240 Pixel bei 15 Bildern pro Sekunde. Skype 3.6 Beta erlaubt auch 640 x 480 Pixel bei 30 Bildern pro Sekunde. Auch das neue iChat in Apples kommendem Leopard wird dank h264-Komprimierung höhere Auflösungen erlauben. Sony machte bislang keine Angaben diesbezüglich.

Doch das Thema "HD-Telefonie" wird angesichts der durchschnittlich in Österreich verbreiteten Breitbandzugänge sowieso hinfällig. Denn selbst verschwommene bewegte Bilder saugen die Leitungen trocken.

Unterschiede

Im Test zeigte sich, dass flüssige Video-Chats von Haus zu Haus, bei den von den jeweiligen Providern versprochenen 512 kbit/s schnellen Upload-Raten, nicht realisierbar sind. Die Programme selbst gaben während den Gesprächen eine Bandbreitennutzung zwischen 300 und 400 kbit/s an.

Dennoch, es gab Unterschiede. Die beste Qualität bot im Vergleich iChat. Bei ähnlichen Verzögerungszeiten kriselte das Bild bei Skype stärker. Bei der PS3 machte vor allem die Synchronisation zwischen Bild und Ton Probleme. Allgemein war eine natürliche Gesprächssituation (mit Zwischenrufen und schnellen Wortwechseln) nicht gegeben.

Die mangelnde Qualität gründet demnach in dreierlei Ursachen: Geringe Bandbreiten, niedrige Bildwiederholungsraten und unausgereifte Software.

Aussichten

In der Form, bei den gegebenen Umständen, kann Video-Telefonie am Desktop oder über die Konsole kein hinreichender Ersatz für konventionelle Telefonate sein. Geringe Bandbreiten aber auch fehlende Qualitätssicherungssysteme, wie sie etwa bei professionellen IP-Telefonie-Lösungen zum Einsatz kommen, verhindern momentan noch ein besseres Ergebnis. Tatsächlich müssen aber auch die Softwarehersteller noch an besseren Komprimierungsverfahren und am Qualitätsmanagement arbeiten.

Für Urlaubsgrüße aus Übersee sind heute aber auch kostenlose Programme schon geeignet. (Zsolt Wilhelm)