Poschalko und Klugar seien "die mit Abstand geeignetsten Kandidaten für die Funktionen gewesen". Die beiden hätten sich gegen eine Reihe qualifizierter Mitbewerber auch aus anderen Branchen durchgesetzt. "Dass die zwei dadurch, dass sie aus dem Unternehmen kommen, einen Startvorteil gehabt haben, ist klar", so Pöchhacker.
Ausständige Vertragsverhandlungen
Grund dafür, dass der Aufsichtsrat am Mittwochabend noch keine Bestellung vorgenommen habe, seien die noch ausständigen Vertragsverhandlungen gewesen. Da es bei der Bestellung der zusätzlichen ÖBB-Holding-Vorstände anders als bei der Neubestellung des Asfinag-Vorstands "keinerlei Zeitdruck" gegeben habe, würden nun die Verträge ausverhandelt und die Bestellungen dann voraussichtlich in den nächsten 14 Tagen, auf jeden Fall aber noch vor der nächsten regulären Aufsichtsratssitzung Anfang Dezember in einem Umlaufbeschluss fixiert. Von angeblichen heftigen Diskussionen im Aufsichtsrat wollte Pöchhacker nichts bemerkt haben.
Laut Aufsichtsratskreisen gibt es auch bereits einen Entwurf des künftigen Vierer-Vorstandes, wonach die derzeitigen Vorstände mehr oder weniger ihre Agenden behalten, Poschalko den Absatz - also Personen- und Güterverkehr - und Klugar "Produktion und Technik" übernehmen sollen. Pöchhacker will diesen Vorschlag noch nicht kennen, erklärte aber, dass eine solche Vorgangsweise "in ganz Mitteleuropa üblich" sei. Der Aufsichtsrat werde die Vorschläge prüfen und gegebenenfalls ändern oder ergänzen.
Rückkehr zu früheren Strukturen
Durch die Vorstandsaufstockung wird es in der Holding wieder für sämtliche ÖBB-Teilbereiche einen hauptverantwortlichen Manager geben. In Bahn-Kreisen spricht man deshalb von einer faktischen Rückkehr zu früheren ÖBB-Strukturen, auch wenn die 2005 geschaffene Struktur aus Holding und vier operativen Aktiengesellschaften für Personenverkehr, Güterverkehr, Infrastruktur Betrieb und Infrastruktur Bau formal bestehenbleibt. Pöchhacker wies das zurück. Auch wenn es künftig für sämtliche Töchter den entsprechenden "Sachverstand in der Holding" geben werde, ändere das nichts an der Selbstständigkeit der Töchter. Sowohl Verkehrsminister Werner Faymann (S) als auch Pöchhacker hatten zuletzt mehrfach betont, dass die Holding damit als Leitgesellschaft des ÖBB-Konzerns wieder aufgewertet werden soll.