Wien - Der Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) Wilhelm Marhold befürchtet, dass nach der Absage des Ärztestreiks auf bestehende Probleme im Gesundheitsbereich vergessen wird. Gegenüber der APA kritisierte er die kurzen Öffnungszeiten der Ordinationen, was die Patienten in die Spitalsambulanzen treibe. Als Lösung schlägt Marhold die Schaffung von Ärztezentren in der Nähe von Spitälern vor.

"Ich hab die Sorge, dass man sich zurücklehnt, und alles bleibt beim Alten", so Marhold. Er stößt sich daran, dass nach 16.00 Uhr sowie an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen die Spitäler von Patienten gestürmt werden, die durchaus auch beim niedergelassenen Arzt behandelt werden könnten. Dazu komme, dass die Ambulanzleistung von der Krankenkasse mit 18 Prozent gedeckelt sei, der Rest gehe auf Kosten der Steuerzahler.

Flexiblere Öffnungszeiten

"Man sollte sich ernsthaft zusammensetzen und die Chance ergreifen, die niedergelassenen Ärzte in die Lage zu versetzen, um für flexiblere Öffnungszeiten zu sorgen. Nicht alles muss ins Spital", so der Chef der Wiener Gemeinde-Krankenhäuser.

Die Ärzte sollten sich zusammenschließen und attraktive Angebote für ihr Publikum schaffen. Die finanzielle Grundlage für diese Flexibilisierung sollte die Ärztekammer bei der Krankenversicherung einfordern. Als Vorbild erinnerte er an das neue Dialysezentrum in Wien, das in einer Kooperation mit der Gebietskrankenkasse und den Barmherzigen Brüdern außerhalb des Donauspitals entsteht.

Erleichterung

Über die Absage des Ärztestreiks zeigte sich Marhold erleichtert, denn "er wäre gegen die Patienten gerichtet gewesen". Für das Anliegen der Ärztekammer zeigte er Verständnis, es sei aber mit der falschen Reaktion verbunden gewesen. (APA)