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Gian-Franco Kasper verschließt vor den Tatsachen die Augen.

Foto:APA/Gindl
Sölden - FIS-Präsident Gian-Franco Kasper hat erneut seine Sorge um den Wintersport und den Skisport im Speziellen geäußert. "Wir hatten wegen des Schneemangels einen schrecklichen Winter. Der Weltcup hat soweit zwar trotzdem gut funktioniert, es gingen dem Wintersport aber wieder viele Kinder verloren", sagte Kasper am Freitag beim so genannten Forum Alpinum des Internationalen Skiverbandes, das seit Jahren traditionell vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden stattfindet.

Kasper ist auch Vorstandsmitglied des Internationalen Olympischen Comites IOC und spricht bei diesem Forum seit Jahren die Probleme des Ski- und Wintersports an. Der vergangene, von Warmwetter sowie dramatischem Schneemangel geprägte Winter habe die Gesamt-Situation laut Kasper dramatisch verschärft. "Ich würde zwar nicht sagen, dass wir in einer Krise sind. Aber wir brauchen eine wirklich gute Saison, um wieder den gewohnten Level zu erreichen. Auch der Tourismus und die Industrie haben sehr gelitten", so Kasper.

Vor allem das Abwandern der Jugend in andere Sportarten ist Kasper ein Dorn im Auge. "Wir haben viele Kinder verloren, die nicht Skifahren konnten und die an Hallensportarten verloren gingen." Nun will man gemeinsam mit der Industrie Sparmaßnahmen besprechen und durch Reorganisationen das Interesse am Skifahren stärken. Vor allem will man sich um den Freizeitskifahrer kümmern. Kasper: "Viele waren in der Karibik, weil es in den Alpen kaum oder wenig Schnee gab. Ich hoffe, sie kommen zurück."

Kasper sprach auch andere große Themen des vergangenen Winters wie die globale Erderwärmung und den Klimawandel an, äußerte aber eher Zweifel. "Es ist bei allen Politikern gerade große Mode, über den Klimawechsel zu reden. Er als "Optimist" hoffe aber, "dass jene Recht haben, die nicht an Global Warming glauben!" Kritik an der FIS hält Kasper diesbezüglich für unangebracht. "Wir werden die Erderwärmung, so ferne es sie gibt, nicht ändern. Oder glaubt man, wir lassen es schneien oder ändern die Temperaturen?"

Natürlich könne man vermehrt in die Halle gehen, oder in größere Höhen. "Aber in der Halle, das ist wie ein Zirkus mit Artisten. Das kann nicht die einzige Zukunft des Skifahrens sein", so Kasper. Seine Befürchtung ist vielmehr: "Wenn der Freizeitskifahrer nicht mehr Skifahren kann, haben wir wirklich eine Krise."

Bezüglich der Interessens-Veränderungen bei Jugendlichen sieht Kasper die vom IOC eingeführten Youth Olympics als ersten Schritt und große Chance. Kasper: "Die Kinder haben immer weniger Interesse am aktiven Sport, werden immer mehr zu Couch-Potatoes und betreiben Sport nur noch am Computer. Die Youth Olympic Games sind ein erster Versuch, das zu ändern und sollen Kinder zum Sport zurückbringen."

Für den Skisport wünscht sich Kasper, dass Skifahren wieder zum Familienerlebnis wird. Mit Gratis-Tickets, Schulskikursen und speziellen Winterferien. Deshalb soll es bald eine weltweite Kampagne geben, bei der Ski-Industrie, Tourismus und die nationalen Regierungen zusammenarbeiten. Kasper: "Positive Anzeichen sind da. Zuerst muss das Spielen und der Spaß im Schnee kommen, dann gibt es automatisch auch Wettkämpfe."

Geht es nach Kasper, dann bekommt der Ski-Weltcup bald ein völlig neues Gesicht. Der Schweizer sprach dabei speziell die Milliarden-Investitionen im Osten an, die zwangsläufig zu einem neuen Wettkampf-Kalender führen würden. "Wir werden außergewöhnliche neue Resorts haben", sagte Kasper. Dass dies fast zwangsläufig zu einer Reduzierung von Rennen in "alten Ländern", speziell also in Zentraleuropa, führt, liege auf der Hand. Kasper: "Wir werden Probleme haben, deren Bedürfnisse zu befriedigen."

Sotschi ist etwa so ein Beispiel. Der russische Ort an Schwarzmeerküste trägt 2014 die Olympischen Winterspiele aus. In fünf Jahren sollen erste Test-Events stattfinden. Kasper hat Zweifel. "Das Geld ist da, aber das wird noch ein Riesenjob." Bezüglich Vergabe von Spielen sieht Kasper kaum noch Chancen für kleinere Länder. "Es ist fast unmöglich für Länder, deren Regierungen den Steuerzahlern verpflichtet sind, gegen Giganten wie Russland oder Korea zu bestehen", sagte Kasper und äußerte Mitleid für Bewerber wie das gescheiterte Salzburg.

Im kommenden Alpin-Weltcup sind u.a. drei Dinge auffallend. Die ersten Olympia-Testbewerbe für die Vancouver-Spiele 2010 im Februar in Whistler/Kanada. Dort gibt es aber große Quartierprobleme, weil gleichzeitig ein Riesenkongress stattfindet.

In Val d'Isere sollen trotz aller Organisationsprobleme die Testbewerbe für die WM 2009 in Szene gehen. Gefahren wird auf neuen Pisten. Bei den Damen feiert der Solaise (zuletzt 1968) ein Comeback, bei den Herren das gegenüber liegende Bellevarde-Massiv, wo zuletzt 1992 um Olympia-Medaillen gefahren wurde. Und im März 2008 geht zum dritten Mal der Weltcup mit den "Grand Finals" zu Ende, dabei werden alle FIS-Disziplinen rund um Bormio ausgetragen. (APA)