Bild nicht mehr verfügbar.

Erstmals nach fünf Jahren Pause war für den 25. Oktober, 19 Uhr, wieder eine Donnerstagtsdemo angekündigt. Gespannt war man, ob die Tradition der Donnerstagsdemos wiederbelebt werden kann.

Um fünf vor sieben fanden sich die ersten DemonstrationsteilnehmerInnen beim Bundeskanzleramt am Wiener Ballhausplatz ein. Kalt, dunkel, regnerisch – so lässt sich das Wetter beschreiben. Aus der Hofburg tönt Marschmusik.

Foto: APA/Schlager

Sichtlich verwundert war man darüber, dass sich noch kaum noch Leute eingefunden hatten. Bald kursierten die Gerüchte, dass der Demonstrationszug bereits um 18:30 Uhr den Ballhausplatz verlassen hatte, beziehungsweise dass die Demo abgesagt wurde. "Das haben mir die Polizisten gesagt", erklärt eine junge Demonstrationsteilnehmerin. "Der Kieberei glaube ich schon lange nichts mehr", entgegnete eine andere. Also blieb man stehen. Und wartete.

Foto: derStandard.at

Die Polizei hatte sich jedenfalls pünktlich wie zahlreich am Ballhausplatz eingefunden. Mehrere hundert Demonstranten wurden von der Exekutive erwartet - Insgesamt werden 200 Polizeikräfte für den Abend abgestellt, hieß es vor der Demonstration aus dem Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung.

Foto: derStandard.at

Auch Marlene Streeruwitz, Mitglied des Initiatorenteam der neuen Donnerstagsdemo, war gekommen. Angesichts der geringen TeilnehmerInnenzahl sagte sie: "Dann muss man das zur untergegangenen Kultur erklären. Vielleicht muss man sich etwas Neues einfallen lassen."

Die Schriftstellerin beobachtet noch eine Weile das Geschehen: "Sind das die Herren von der Staatspolizei oder Teilnehmer?", fragt sie sich, als eine kleine Gruppe dunkel gekleiderter Männer auftaucht.

Foto: derStandard.at

Sie fühle sich für die Donnerstagsdemo nicht verantwortlich sagt Streeruwitz weiter, und sie fände es "ziemlich widerlich", dass am angrenzenden Heldenplatz so viele Panzer stehen. Es sei "erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit der Heldenplatz für dieses Zeltfest verwendet wird." Was sie jetzt macht? "Ich gehe noch eine Runde, und dann gehe ich nach Hause."

Foto: derStandard.at

Eine Gruppe junger Leute - "wir sind von der SJ" - wartet und scheint in bester Laune zu sein. "Am Wetter liegt es sicher nicht, denn echte Sozialisten lassen sich nicht vom Wetter abschrecken", sagen sie zu derStandard.at. Zuvor waren sie bei der Rede von HC Strache am Viktor-Adler-Markt um zu demonstrieren. Zur Donnerstagsdemo sind sie gekommen, weil sie "gegen die Ausländerfeindlichkeit" protestieren wollen.

Foto: derStandard.at

"Ich war früher mit meiner Mama auf der Donnerstagsdemo", erzählt eine junge Frau. Auch sie und ihre Freundin waren zuvor am Viktor-Adler-Markt. "Dort waren nur 15 Demonstranten, das hat mich schon sehr geschockt." Als sie erfuhr, dass die Donnerstagsdemos wieder los gehen sollten, habe sie sich gefreut: "Denn es hat sich nichts geändert."

Foto: derStandard.at

Auch ein "Alter Hase" ist Helmut. Er sei früher bei fast jeder Donnerstagsdemo dabei gewesen. Jetzt demonstriert er, weil "Gusenbauer alle Wahlversprechen gebrochen hat". Der Bundeskanzler fände es zwar grauslich, dass Menschen abgeschoben werden, trotzdem habe er mit der ÖVP beim Fremdengesetz gestimmt.

Foto: derStandard.at

Bei fast jeder Demo obligatorisch dabei: Hunde als Demonstrationsteilnehmer...

Foto: derStandard.at

... und als Aufpasser.

Foto: derStandard.at

Alex war auch öfters bei den Donnerstagsdemos gegen Schwarz-Blau dabei. Heute will sie "gegen die Asylgesetzgebung" protestieren. Überraschend ist für Alex, dass so wenige Leute gekommen sind. "Vielleicht ist das wegen des Wetters", sucht sie nach einer Erklärung.

Foto: derStandard.at

Kurt Wendt, der Organisator der Donnerstagsdemos, zeigt sich ein wenig enttäuscht, obwohl er angibt nicht gewusst zu haben, wieviele Demonstranten kommen würden: "Wir haben mit 50 bis 5000 Leuten gerechnet."

Warum heute so wenige gekommen sind? "Anscheinend ist die Empörung gegen die FPÖ größer als gegen die Gesetze, die sie gemacht hat", schätzt er die Situation ein.

Foto: derStandard.at

Während die Stimmung am Ballhausplatz am Gefrierpunkt ist, stimmt man sich im Partyzelt auf der anderen Seite vom Heldenplatz schon auf den Nationalfeiertag ein. Eine Künstlerin bringt mit Gesang und orientalisch anmutenden Tänzen die Stimmung zum Kochen - Käsekrainer, Sturm und Gin Tonic inklusive.

Foto: derStandard.at

Am Ballhausplatz setzt sich die Demonstration dann doch noch Richtung Burgtheater in Bewegung. Knapp hundert Demonstranten sind es doch noch geworden. "Keine Grenzen, keine Schranken, Österreich ist nur ein kranker Gedanke" und "Hoch die internationale Solidarität" wird gerufen.

Foto: derStandard.at

Vor der SPÖ-Zentrale wird kurz innegehalten.

Foto: derStandard.at

Für einige Minuten steht sogar der Verkehr am Ring still. Vom Burgtheater gehen die Demonstranten weiter bis zum Parlament. Der Straßenbahnverkehr bleibt unbeeinträchtigt.

Foto: derStandard.at

Eine ältere Dame marschiert mit. Sie hat nicht mehr daran geglaubt, dass sich der Demonstrationszug noch in Bewegung setzt. "Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass so wenige Leute da sind", gibt sie an, "wahrscheinlich sind wegen dem Feiertag viele Studenten nicht in Wien geblieben."

Foto: derStandard.at

Ob auch am nächsten Donnerstag demonstriert wird, ist ungewiss. Kurt Wendt sagt jedenfalls, dass er "sicher nicht" da sein werde. (Katrin Burgstaller, Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 26.10.2007)

Foto: derStandard.at