Belgrad - Die geplanten Maßnahmen des internationalen Beauftragten für Bosnien und Herzegowina, Miroslav Lajcák, hätten die Abschaffung der serbischen Entität „Republika Srpska“ (RS) und in den Konsequenzen eine unilaterale Unabhängigkeit des Kosovo zum Ziel, erklärte Serbiens Regierungschef Vojislav Koštunica am Donnerstag in einer Aussendung. Dies bedrohe offen die Interessen des serbischen Volkes. Die Verteidigung des Kosovo und der RS sei Priorität der nationalen Politik Serbiens. Die scharfe Reaktion Belgrads wurde durch die Ankündigung Lajcáks ausgelöst, die Gesetze über den bosnischen Ministerrat zu ändern. Als Jurist wisse Koštunica genau, dass er nicht die Wahrheit sage, wies Lajcák alle Vorwürfe Belgrads zurück: Die Gesetzesreform solle die Arbeit des Ministerrats effizienter machen, sei nicht gegen die RS gerichtet und habe nichts mit dem Kosovo zu tun. Laut dem Entwurf ist im Ministerrat von Bosnien-Herzegowina nicht mehr Konsens erforderlich. Alle Entscheidungen sollen mit einfacher Mehrheit getroffen werden können. In Sarajewo begrüßte man das Vorhaben Lajcáks: Dieses solle die Blockade der gemeinsamen staatlichen Institutionen in Bosnien-Herzegowina aufheben, das durch das Dayton-Abkommen in zwei Entitäten – die bosniakisch-kroatische Föderation und die RS – geteilt wurde. Zugleich sprach man von einer flagranten Einmischung Belgrads in die inneren Angelegenheiten Bosniens. Koštunica sollte lieber die Finger von Bosnien lassen, sonst könnte er, wie sein Vorgänger Slobodan Miloševiæ, „eins auf die Nase bekommen“, erklärte der Vorsitzende des bosnischen Staatspräsidiums, Zeljko Komšiæ. Dagegen kritisierte man in der RS Lajcáks Plan als Versuch, die garantierte Staatlichkeit der Serbenrepublik einzuschränken und Bosnien „praktisch den Bosniaken zu übergeben“. RS-Premier Milorad Dodik drohte mit dem Rückzug aller serbischen Funktionäre aus gemeinsamen bosnischen Institutionen. (Andrej Ivanji aus Belgrad, DER STANDARD, Printausgabe 27./28.10.2007)