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Horst Pöchhacker: "Früher wurde der Bahn vorgeworfen, produktionsgetrieben zu sein, das Marketing war unterentwickelt."

Foto: APA/Schlager
Im Gespräch mit Claudia Ruff sagt er, warum die neuen ÖBB-Holding-Vorstände noch nicht bestellt wurden und wann es bei den ÖBB-Töchtern neue Gesichter gibt. Offen ist noch die genaue Ressortaufteilung in den Holding-Vorständen von ÖBB und Asfinag.

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STANDARD: Warum wurden die neuen Asfinag-Vorstände Alois Schedl und Klaus Schierhackl fixiert, die Bestellung der ÖBB-Holding-Vorstände Gustav Poschalko und Peter Klugar aber verschoben?

Pöchhacker: Es gibt unterschiedliche Voraussetzungen. Bei der ÖBB wurde nicht nur die Holding, sondern auch die beiden Töchter, Personenverkehr und Rail Cargo, ausgeschrieben. Die Abstimmung mit den Töchtern findet in den nächsten Wochen statt. Es ist kein Zeitdruck gegeben. Bei der Asfinag wurde nur die Holding ausgeschrieben, und weil die Verträge mit den alten Vorständen einvernehmlich aufgelöst wurden, galt es, neue Verträge rasch abzuschließen.

STANDARD: Wie geht es jetzt weiter?

Pöchhacker: Bei den ÖBB werden die Verträge mit den designierten Vorständen in den nächsten Tagen finalisiert. Sowohl bei den ÖBB als auch bei der Asfinag werden die Ressortverteilungen für die Holding-Vorstände gerade erarbeitet. Beschlossen wird diese Ressortverteilung bei der Asfinag in der nächsten Aufsichtsratssitzung, am 15. November. Bei der ÖBB findet die nächste Aufsichtsratssitzung erst am 5. Dezember statt, deshalb wird es Mitte November einen Umlaufbeschluss geben. Bei den oben genannten ÖBB-Töchtern werden am 5. Dezember die Vorstandskandidaten bestellt.

STANDARD: Sind dann alle Besetzungen erledigt?

Pöchhacker: Nein, der Posten von Klugar als Vorstand der ÖBB Betriebs AG muss umgehend neu ausgeschrieben werden. Bei Poschalko ist das nicht notwendig, da sein Vertrag bei der Rail Cargo auslief und bereits bei der letzten Ausschreibung mitberücksichtigt wurde.

STANDARD: Kommt die Bestellung Schedls wegen dessen Pensionsanspruchs in drei Jahren nicht teurer als geplant?

Pöchhacker: Nein, warum? Schedls Pensionsanspruch wäre in jedem Fall fällig, ob er in seinem jetzigen Job bliebe oder Asfinag-Vorstand wird. Das hat mit seiner Bestellung nichts zu tun.

STANDARD: Wenn jetzt das Management von ÖBB und Asfinag vollständig besetzt ist, wie wird dann die geplante verkehrsträgerübergreifende Politik umgesetzt?

Pöchhacker: Der erste Schritt war die Verschränkung der Holding-Aufsichtsräte von ÖBB und Asfinag, durch Saxinger, Kasser und mich. Der nächste Schritt wird sein, die Strategien beider Unternehmen zu aktualisieren und die damit zusammenhängende Weiterentwicklung der Organisationsstrukturen. Die Grundstrukturen sind okay. Zum Beispiel: Die Integration der Länderaktivitäten bei der Straßenerhaltung in die Asfing und die Aufteilung des operativen Geschäfts in die vier ÖBB-Töchter (Personenverkehr, Cargo, Betriebs- und Bau AG). Jetzt geht es darum, Schnittstellenprobleme und Doppelgleisigkeiten zu beseitigen, also die Strukturen zu straffen. Das bringt Einsparungen und erhöht die Schlagkraft auf den zunehmend wettbewerbsintensiveren Märkten.

STANDARD: Wo werden ÖBB und Asfinag künftig kooperieren?

Pöchhacker: Dazu werden Arbeitsgruppen von beiden Unternehmen beschickt, um Vorschläge auszuarbeiten. Das betrifft Themen wie die Erhaltung, Planung, den Neubau, Immobilien, Telematik, die Signaltechnik, Forschung und Entwicklung bis hin zu Auslandsaktivitäten. Das heißt auch: Verkauf des international sehr beachtlichen Know-hows beider Unternehmen. Da besteht Nachfrage von ausländischen Regierungen, Straßen- und Bahnverwaltungen und der österreichischen Exportindustrie. Bei den betrieblichen Netzwerken in Österreich mit den Bahn- und Autobahn-Meistereien, den Werkstätten etc. sind enorme Synergien zu heben.

STANDARD: Wie sind denn Ihre Zielvorgaben bei Marketing und Produktion bei der ÖBB?.

Pöchhacker: Früher wurde der Bahn vorgeworfen, produktionsgetrieben zu sein, das Marketing war unterentwickelt. Zuletzt wurde das Marketing stark verbessert, aber die Produktion und die Technik vernachlässigt. Ziel muss es daher sein, Produktion und Marketing in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27./28.10.2007)