TCI ist nicht nur eine gefräßige Heuschrecke, der Fonds ist eigentlich der Inbegriff des Insekts. The Children's Fund war es nämlich, der mit seiner Attacke auf die Deutsche Börse die Diskussionen über die kapitalistischen Vielfresser entzündet hatte. Ex-Börsen-Chef Werner Siefert schrieb dann das Buch "Invasion der Heuschrecken", in dem er mit TCI-Chef Christopher Hohn abrechnete.

Der hatte Seifert vor zwei Jahren um den Job gebracht. Nun bangt die Generali-Spitze um Posten, Einfluss und Einkommen, wird sie doch seit kurzem von selbiger Spezies befallen. Algebris heißt diesmal das Vehikel, das dem Einflussbereich Hohns zugerechnet wird. Hohe Gehälter, schwerfällige Strukturen und dürftige Aktienkursentwicklung sind auch in diesem Fall die Eigenschaften der Gesellschaft, die den Heuschrecken schmeckt.

Es kann durchaus sein, dass sich TCI/Algebris an Italiens größtem Versicherungskonzern die Zähne ausbeißen, hat sich die Assicurazioni doch eine komfortable Eigentümerstruktur gezimmert, die nicht so leicht zu knacken ist. Doch in Sicherheit wägen sollten sich die Triester nicht, könnte doch der latente Unmut größerer Aktionäre mit dem 83-jährigen Verwaltungsratschef Antoine Bernheim und dessen Befehlsempfänger angesichts der offen geäußerten Kritik zur Revolte ausarten. So gesehen ist die Minibeteiligung von 0,3 Prozent, die Algebris an Generali hält, mehr als Trichter zu verstehen.

Seifert weiß davon ein Lied zu singen. Als er die Londoner Börse kaufen wollte, putschte TCI und brachte ausreichend Stimmen auf seine Seite, um den Konzernchef in die Wüste zu jagen. Ähnlich ging Hohn bei der niederländischen ABN Amro vor, deren Aufspaltung er forcierte. Vor wenigen Wochen wurde seine Vorgabe erfüllt, ABN von Royal Bank of Scotland übernommen und zerlegt und TCI um Häuser reicher. Auf 40 Prozent jährlich beläuft sich die Rendite des Fonds, seit er vor fünf Jahren vom Sohn eines Mechanikers aus Jamaica aus der Taufe gehoben wurde. Sieben Milliarden Euro werden mittlerweile von Hohn verwaltet.

Dass diese Einrichtung auch noch The Children's Fund heißt, klingt nach Hohn, hat aber einen handfesten Grund. Rund eine Milliarde Euro an TCI-Profiten flossen bereits an die Children's Foundation, die zu den größten Charity-Einrichtungen Großbritanniens zählt und vor allem Gesundheits- und Bildungsprojekte für Kinder in Entwicklungsländern fördert. Der an der Wall Street großgewordene Hohn und seine aus dem Charity-Bereich kommende Frau Jamie Cooper haben damit Turbokapitalismus und Philanthropie kongenial miteinander verknüpft. Angesichts der weltweiten Kritik an den aggressiven Investoren eine wohl nicht ganz selbstlose Vorgangsweise. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27./28.10.2007)