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Foto: AP/Jens Meyer
HAIDER: Das wird ein sehr schönes Plakat. Im Hintergrund eine Bücherwand, davor wir voll mit Titel und Namen und der Slogan "Lesen bildet und bereichert".

SCHEUCH: Super.

HAIDER: Natürlich musst du damit rechnen, dass dich Journalisten fragen, was du so liest. Hast du schon einmal was ge-

lesen?

SCHEUCH: Jörg Haider, "Die Freiheit, die ich meine".

HAIDER: Das ist vielleicht nicht so günstig. Was noch?

SCHEUCH: Andreas Mölzer, "Jörg, der Eisbrecher".

HAIDER: Besser wäre ein Roman. Am besten von einem Österreicher.

SCHEUCH: Der Mölzer hat mir damals "Der Graue" geschenkt, da habe ich ein bissl hineingelesen. Total fad, nur die eine Stelle, wo der Graue die Bronzehäutige zusammenschustert, dass das Sperma auf den Teppich tropft, war recht gut.

HAIDER: Mölzer nein. Mölzer ist -

SCHEUCH: - ein Verräter, ich weiß.

HAIDER: Auch. Aber er ist vor allem -

SCHEUCH: - ein Weichei. Ein Stumm-

furzer.

HAIDER: - ein schwacher Dichter. Sowas lesen wir nicht.

SCHEUCH: Aber was sage ich, wenn ich gefragt werde?

HAIDER: Schau dir die Bestsellerliste in der Kleinen Zeitung an, da sind momentan lauter Romane von Österreichern drauf, von denen sagst du einfach zwei oder drei.

SCHEUCH: Und wenn jemand nachfragt? Nach dem Inhalt oder so?

HAIDER: Sagst du, ein Jahrhundertroman. Das passt auf jeden Fall.

(Pause. Sie sind fertig abgeschminkt und schicken sich an, das Fotostudio zu ver-

lassen.)

SCHEUCH (im Abgehen, zu Haider): Etwas noch ... Wegen dem Slogan ... Das mit der Bildung verstehe ich ja, aber ist es wirklich wahr, dass man mit Lesen reich werden kann?

(Vorhang)

(Antonio Fian, DER STANDARD/Printausgabe, 27./28.10.2007)