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Für eine umweltschonende Abwasserentsorgung schießt der Alpenverein den Hüttenwirten 80 Prozent der Kosten zu. Umweltfreundlich geführte Alpenvereinshütten erhalten ein Gütesiegel

Fotos: Archiv OeAV
Innsbruck - Fünf Euro für eine einzige Toilettenspülung - das ist die realistische Kalkulation für die Betreiber alpiner Hütten. Peter Kapelari ist Leiter des Referats Hütten und Wege im Österreichischen Alpenverein (OeAV) und nennt als Beispiel den 4,6 Kilometer langen Abwasserkanal von der Innsbrucker Hütte in den Stubaier Alpen. Projektkosten von 500.000 Euro und einer angenommenen Lebensdauer von 25 Jahren stehen in einer Saison 3500 Tages- und 1000 Nächtigungsgäste gegenüber.

Kapelari bezeichnet die Abwasserent- und Energieversorgung als (teure) Knackpunkte, die alpinen Hütten umweltgerecht auszustatten. Dabei erweist sich, dass Erfahrungswerte eine große Rolle spielen, aber jede Hütte aufgrund der verschiedenen Bedingungen ihr spezielles Umweltpaket braucht. Etwa bei der Entscheidung zwischen Kanal und biologischer Kläranlage.

Bei der Energieversorgung sind Fotovoltaikanlagen inzwischen Standard, dazu kommen Kleinwasserkraftanlagen oder Blockheizkraftwerke, die zum Beispiel mit Rapsöl betrieben werden. Gemeinsam ist vielen Umweltmaßnahmen, dass es um Hightech unter extremen Bedingungen geht, und die Kosten dafür sehr hoch sind.

7,2 Millionen Budget

Diese Kosten sind weder für die Sektionen noch für die Hüttenpächter erwirtschaftbar. Bei der Abwasserreinigung etwa schießt der OeAV 80 Prozent der Kosten zu, ein Teil davon wird dem OeAV aus Bundes- und Landesmitteln refundiert. "Unser jährliches Budget für die Erhaltung von Hütten und Wegen liegt bei 7,2 Millionen Euro", sagt Kapelari. Auch wenn der Standard auf den 240 OeAV-Hütten inzwischen ein hoher ist, geht Kapelari davon aus, dass auch in den nächsten Jahren dieser Aufwand nicht sinken wird. Als Gründe nennt er das steigende Niveau beim "Stand der Technik" und den Erneuerungsbedarf von Anlagen.

Ärgerlich ist für Kapelari, dass die Vorschriften zu wenig differenzieren. So ist die Abwasserproblematik im Urgestein viel heikler als im Kalkgebirge. Was bei der Simonyhütte am Dachstein im Fels versickert, "ist am nächsten Tag in Hallstatt", nennt Kapelari ein Beispiel, während im Granit auch bei jahrzehntelanger suboptimaler Abwasserentsorgung sich wenige Meter von der Hütte entfernt keine Spuren nachweisen lassen.

Kein "Süd-Kompost"

Skurriles bringen die unterschiedlichen Landesgesetze zustande. Nachdem in Tirol die Ausbringung von Klärschlamm verboten ist, muss bei der Sillianer Hütte in Osttirol der über vier Jahre erzeugte trockene Kompost ins Tal gebracht und dort entsorgt werden. Eigentlich ein wertvoller Rohstoff, nachdem am Berg die von der Behörde gefürchteten Schwermetalle, Medikamente, Lacke etc. keine Rolle spielen. Im Fall der Sillianer Hütte, die unmittelbar an der Grenze zu Südtirol steht, kommt ein Kuriosum hinzu: In Südtirol ist die Ausbringung von Klärschlamm erlaubt, aber nicht der Import. Daher ist das Ausstreuen des Komposts auf den Wiesen südlich der Hütte nicht erlaubt.

Der OeAV, der Deutsche Alpenverein (DAV) und der Südtiroler Alpenverein (AVS) vergeben seit einigen Jahren nach gemeinsamen Kriterien für vorbildliche Hütten ein Umweltgütesiegel. Mehr zum Thema findet sich nun in der Broschüre "Hütten mit Umweltgütesiegel". (Hannes Schlosser, DER STANDARD Printausgabe, 27./28.10.2007)