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Das immer schwerer zu findende Winter-Ideal: blauer Himmel, weißer Schnee und weit und breit keiner, der die eigene Spur kreuzt.

Foto: dpa/Peter Kneffel
Wien - Auf der Turracher Höhe sind bereits die Skifahrer und Snowboarder unterwegs, auf dem Ötscher, in Hinterstoder und Schladming ebenso. Ein bisserl Zocken, meint Andreas Steibel, gehöre dazu. Aber so eng wie im Vorjahr werde es heuer nicht werden. Und auch da, erklärt der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Paznaun-Ischgl, sei alles gutgegangen: "Es war beinahe ein perfektes Saisonopening", schaut Steibel auf den 1. Dezember 2006 zurück. Nicht nur, weil da 15.000 Besucher zur Eröffnungsparty mit den "Pussycat Dolls" in die alpine "Lifestylemetrople" (Eigendefinition) gekommen waren. Auch, weil "ein Drittel der Pisten befahrbar war".

Und weil der Winter 2006/07 schneetechnisch das "Worst-Case-Szenario" aller Touristiker war, kann es nur besser werden: Auch heuer startet der Tiroler Ski-Ballermann am 1. Dezember. Mit großem Rambazamba - und der New Yorker MTV-Award-Gewinnerin Rihanna.

"Stimmung" inklusive

Noch vor ein paar Jahren, weiß Steibel, war Ischgl nicht nur partytechnisch, sondern auch terminlich ganz vorne dabei. Aber mittlerweile liegt man nur noch im Mittelfeld: Der Skistart ist wie das Weihnachtsgeschäft. Alle paar Jahre rutscht man ein bisserl weiter in den Herbst: Gletscherregionen (in Sölden etwa startet der Skiweltcup dieses Wochenende, am Kitzsteinhorn laufen die Lifte seit Mitte September) sind da natürlich im Vorteil - aber auch anderswo bestimmt längst nicht mehr Frau Holle, ab wann Winter ist. "Stimmung" inklusive: Schladming/Rohrmoos fährt seit gestern und feiert ab dem 9. November, das Stubaital eine Woche später - und auch Obergurgl ist ab Mitte November dabei.

Freilich: Das Gros der Regionen wartet lieber ab. "Wenn's Wetter passt, geht es los", erklärt Ute Hödl vom Steiermark Tourismus. Denn "Schnee-Zocken" kann trotz technischer Hilfsmittel (siehe Artikel unten) nach hinten losgehen: Ein schneeloses Opening macht die "Wir waren die Ersten"-Publicity zum Image-Bumerang.

Der Trend zur "großen" Event-Ouvertüre hat aber nicht nur PR-Gründe, erklärt Andreas Steibel. Er füllt die Betten: "In der ersten Woche sind wir ausgebucht." Bei 11.000 Betten in und weiteren 6000 um Ischgl keine Kleinigkeit und ein Argument, es den Event-Alpinisten nachzutun: Clubbings sind Standard - wer auf sich hält, holt Chart-Sterne. Oder Sternchen. Und das kostet. "Sehr viel", seufzt Steibel - Summen nennt er nicht: aus Konkurrenzgründen.

Dass die Mitbewerber die "Methode Ischgl" längst gnadenlos abkupfern, freut Steibel aber: "Dass uns alle kopieren, zeigt, dass wir gut sind. Es gibt eine Event-Inflation. Jeder Pipifax-Ort will mitspielen - manche sollten da aber noch einmal drüber nachdenken."

Schrecken "bleibt aus"

Nicht zuletzt, weil die Positionierung als "Party"-Destination andere Zielgruppen verschreckt. Für Petra Stolba, Chefin der Österreich Werbung, ist offensiver Eventismus deshalb hilfreich: "Es gibt Event-Orte, deren USP die Feste sind. Da die Kommunikation darüber klar ist, bleibt der Schrecken aus." Auch, weil "Winter" nicht gleich "Skifahren" ist: "Heute sind 22 Prozent aller Wintergäste Wanderer, 19 Prozent machen Wellness-Urlaub. Einkaufen und Kultur wird wichtiger." Eine Million sind Tourengeher - und weil auch die eine Saisoneröffnung brauchen, organisiert Land der Berge am 1. und 2. Dezember das "Touren-Opening" auf dem Dachstein. (DER STANDARD Printausgabe, 27./28.10.2007)