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Christophe Letien, Mitglied der Organisation L'Arche de Zoe, und Silvie Brunet von Families for the Orphans of Darfur (CFOD) beantworten Reporterfragen am Flughafen von Vatry.

Foto: AP/Francois Mori
N'Djamena - Im Fall der 103 afrikanischen Kinder, welche die französische Organisation Arche de Zoé nach Frankreich ausfliegen und damit nach eigener Darstellung retten wollte, herrscht weiter Verwirrung über die Hintergründe. Neun Franzosen, unter ihnen auch Mitarbeiter der Organisation, blieben auch am Samstag im Tschad in Polizeigewahrsam. Die Behörden werfen ihnen Entführung und Kinderhandel vor.

Auch die siebenköpfige Besatzung der spanischen Chartermaschine, die Arche de Zoé angemietet hatte, wurde unter Polizeiaufsicht gestellt. Arche de Zoé hielt daran fest, sie habe "Waisen" aus der an den Tschad grenzenden sudanesischen Krisenprovinz Darfur retten wollen.

Ihnen drohen harte Strafen

Die französische Gruppe - sechs Arche-Mitarbeiter und drei Journalisten - sei in Abéché im Osten des Tschad weiter in Polizeigewahrsam, sagte der Justizminister des Tschad, Albert Pahimi Padacké, der Nachrichtenagentur AFP. Zunächst war unklar, ob die Franzosen bereits formell angeklagt wurden. Der Staatschef des Tschad, Idriss Deby, hatte den Franzosen nach Bekanntwerden der Aktion am Donnerstag mit "harten Strafen" gedroht, denn sie hätten schlicht und ergreifend eine Entführung geplant. Aus Diplomatenkreisen verlautete, in Frankreich hätten Familien, die zur Aufnahme eines Kindes bereit waren, jeweils 2.800 bis 6.000 Euro gezahlt.

Arche de Zoé erklärte, sie habe Bürgerkriegswaisen aus Darfur das Leben retten wollen. Einige der Kinder seien von Kriegsherren angeheuert worden, manche hätten unter Drogen gestanden und seien bewaffnet gewesen. Sie seien unterernährt, und ihr Gesundheitszustand sei "alarmierend". Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF erklärte hingegen, die Kinder seien bei "ausgezeichneter Gesundheit", die Mehrzahl von ihnen stamme aus dem Tschad und es gebe keine Beweise dafür, dass es sich um Waisen handle.

Pilot: Behörden informiert

Ein belgischer Pilot, der im Auftrag der Organisation die 22 Mädchen und 81 Buben im Alter von einem bis acht Jahren bis nach Abéché transportiert hatte, sagte, es handle sich bei den Kindern tatsächlich um Waisen. Die Behörden im Tschad seien über die Pläne von Arche de Zoé informiert gewesen, sagte der Pilot dem französischen Radiosender Europe 1.

Christophe Letien von Arche de Zoé sagte, die französische Regierung habe die geplante Aktion niemals verboten: "Man hat uns bis zum Schluss einfach machen lassen", sagte Letien. Die französische Staatssekretärin im Außenamt, Rama Yade, hatte dagegen wiederholt erklärt, die Operation sei "illegal" und "unverantwortlich". Die Regierung habe alles getan, um die Aktion zu verhindern, Arche de Zoé habe dann aber heimlich weitergemacht.

Die Polizei hatte die Franzosen am Donnerstag am Flughafen Abéché festgenommen, als der Sonderflug nach Frankreich starten sollte. Die französische Adoptionsvermittlung EFA hatte nach eigenen Angaben schon im Mai das Außenamt in Paris alarmiert: Arche de Zoé habe in Internetforen angekündigt, Kinder aus Darfur nach Frankreich zu holen, wo diese dann "nach einer gewissen Zeit" adoptiert werden könnten. (APA)