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Cristina Kirchner folgt ihrem Mann Nestor im Präsidentenamt

Foto: AP/Pisarenko
Die Frauen sind in Lateinamerika auf dem Vormarsch: Nach Chile wird nun auch Argentinien von einer Frau regiert werden. Die peronistische Präsidentengattin Cristina Fernández de Kirchner hat sich bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag mit knapp 45 Prozent der Stimmen klar gegen ihre Konkurrenten durchgesetzt und wird im Dezember die Amtsgeschäfte von ihrem Mann Nestor Kirchner übernehmen.

Die mit 23 Prozent unterlegene christsoziale Politikerin Elisa Carrió erkannte am Montag den Sieg Kirchners an und gratulierte ihr. Gleichzeitig kündigte sie einen deutlichen Oppositionskurs ihrer Partei an, die zweitstärkste Kraft wurde. Im Parlament verzeichnete Kirchners "Front für den Sieg" einen Zuwachs von 29 Mandaten in der Abgeordnetenkammer. Damit verfüge sie künftig über die absolute Mehrheit von 140 der 257 Mandate. Im 72 Parlamentarier zählenden Senat verteidigte die Partei ihre 45 Mandate .

Umfragen hatten seit Monaten einen haushohen Erfolg der adretten Politikerin vorhergesagt, die für politische und wirtschaftliche Kontinuität steht und Analysten zufolge das südamerikanische Land im Duett mit ihrem Mann regieren wird. „Sie wird zwar Regierungschefin, aber er wird einen wichtigen Teil der Macht behalten“, sagt etwa der Politologe Rosendo Fraga. Dem regierungsnahen Abgeordneten Miguel Bonasso zufolge wird sich Nestor Kirchner um den Aufbau einer soliden Parteibasis kümmern, denn die Peronisten sind seit fünf Jahren in diverse Flügel zerstritten.

Der Wahlsieg Cristinas ist die Anerkennung der Wähler für die rasche Erholung von der schwersten Wirtschaftskrise in der Geschichte des Landes. Unter Nestor Kirchner verzeichnete die Volkswirtschaft nach dem Zusammenbruch wieder ein hohes Wachstum, die Arbeitslosenrate konnte erfolgreich gesenkt werden.

„Wir haben klar gewonnen“, frohlockte die Wahlsiegerin im geblümten Kleid vor mehreren hundert jubelnden Anhängern in Buenos Aires. Sie küsste ihren neben ihr auf der Bühne stehenden Ehemann und verwies auf dessen Erfolge. „Wir sind seitdem einen langen Weg gegangen.“

Es ist nicht das erste Mal, dass Argentinien von einer Frau regiert wird: Nach dem Tod von Präsident Juan Perón 1974 übernahm seine dritte Ehefrau und Vizepräsidentin Isabelita Martínez die Amtsgeschäfte. Doch die Ex-Tänzerin erwies sich rasch als ihrer Aufgabe nicht gewachsen, das Land versank in Chaos und gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Links- und Rechtsperonisten, was der Militärdiktatur den Weg ebnete.

Cristina, die zuvor lange Jahre im Parlament und Senat gesessen hat, versprach, den Kurs ihres Mannes beizubehalten und die Reformen zu vertiefen. Dazu sei ein größtmöglicher Konsens der Gesellschaft nötig. Ihre Gegner werfen dem Präsidentenehepaar einen autoritären Regierungsstil vor. Außerdem kritisieren sie die Korruption in der Regierung, die ansteigende Kriminalität und die unorthodoxe Wirtschaftspolitik, die zu Inflation und Güterknappheit geführt hat sowie Investoren bremst. Ein weiteres Problem der künftigen Präsidentin dürfte der Umgang mit den Gläubigern sein, die sich 2003 nicht der Umschuldungsvereinbarung angeschlossen haben und die Prozesse gegen das Land führen.

Außenpolitisch erwarten Experten mehr internationale Präsenz. Ein Kurswandel dürfte allerdings nicht anstehen. Argentinien hat sich in den vergangenen Jahren dem linksnationalistischen Präsidenten Venezuelas, Hugo Chávez, angenähert. Allerdings waren die Kirchners auch um gute Beziehungen zu Washington bemüht. Im Wahlkampf ließ sich Cristina demonstrativ mit Hillary Clinton ablichten. (Sandra Weiss/DER STANDARD, Printausgabe, 30.10.2007)