Wien – Die vorzeitige Ablöse des Asfinag-Vorstands dürfte nun doch den Weg zum Gericht finden. Anlass ist ein Bericht der "Kleinen Zeitung" am Sonntag, in dem Asfinag-Aufsichtsratspräsident Eduard Saxinger dem Vorstandstrio Franz Lückler, Mathias Reichhold und Christian Trattner "Reformwilligkeit und Reformfähigkeit" abspricht.

Die drei, denen Saxinger und sein Stellvertreter Horst Pöchhacker bis zuletzt attestierten, bestens gearbeitet und keinen Grund für einen Vertrauensverlust geliefert zu haben, wollen sich die revidierte Einschätzung ihres ehemaligen Vorgesetzten nicht gefallen lassen. Sie kündigten Klage an. "Wir lassen uns das nicht mehr gefallen", versicherte das Trio dem STANDARD.

Reichhold bekommt am wenigsten

Herauskristallisiert hat sich unterdessen, dass die drei nicht mit 2,1 Millionen Euro aus ihren bis 2011 laufenden Vorstandsmandaten ausgekauft werden, sondern "nur" mit 2,045 Millionen Euro. Dies deshalb, weil der am kürzesten im Sold des staatlichen Autobahnbauers stehende Ex-FPÖ-Obmann mit 600.000 Euro am wenigsten bekommt. Trattner und Lückler werden mit 720.000 Euro ausgekauft.

Alle drei bekommen als Gegenleistung für die – gemessen an ihren Ansprüchen bis 2011 – moderate Ablösesumme eine wertvolle Gegenleistung: Sie dürfen spätestens ab März 2008 andere Jobs annehmen. Das wäre ohne Abschlag nicht möglich gewesen, und die drei wären bis 2011 für jeden Job gesperrt gewesen.

Klar ist mittlerweile auch, dass die am Donnerstag fixierte Ablöse und Neubestellung der Asfinag-Manager Alois Schedl und Klaus Schierhackl auch in Summe nicht, wie von Saxinger und Verkehrsminister Werner Faymann betont, wesentlich billiger kommt als das Ausdienen des Dreiervorstands bis 2011. Denn, was sich der hochverschuldete Staatsbetrieb durch die Reduktion auf das Vorstandsduo inklusive Bonus (in den vergangenen Jahren wurden von maximal 84.000 Euro pro Person und Jahr im Schnitt 90 Prozent ausgezahlt, Anm.) erspart, egalisiert sich durch die Ablöse des Trios.

Hinzu kommt die Teuerung durch Schedls – im Beamtendienstrecht begründete – Pensionsansprüche (60 Prozent des Letztbezugs ab dem 60. Lebensjahr). Ob sie vor dem Vorstandswechsel einmalig abgegolten wurde, wollte Asfinag-Eigentümer Verkehrsministerium am Sonntag nicht sagen. Das sei Angelegenheit des Aufsichtsrats.

Minister unter Druck

Unter Druck kommt Verkehrsminister Werner Faymann, der von den tatsächlichen Kosten der Asfinag-Umbesetzung plötzlich nichts gewusst haben will (er beharrte bis zuletzt auf dem Betrag von 280.000 Euro pro Person), unterdessen wegen der üppig gestiegenen Marketingkosten der Asfinag. Die Kosten für Inserate und Medienkooperationen in Krone, Österreich, Kleiner Zeitung, Life und Gewinn, in denen das positive Wirken der neuen politischen Führung gepriesen wird, werden heuer auf 1,37 Millionen Euro steigen (Stand: Oktober 2007). "Das gab es früher nicht bei der Asfinag", sagt ein Insider. "Fachlich begründet", hält man im Ministerbüro dagegen, die Asfinag habe derart viele Kunden, da sei der Boulevard als Multiplikator wichtig. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.10.2007)