Er hat Gefühl im Pratzerl, er wird in seiner Region, dem Innviertel, verehrt wie ein richtiger Kicker, er schleppt offensichtlich zu viele unproduktive Kilo mit sich herum. Macht überhaupt nichts. Der 34-jährige Mittelfeldspieler hat am Samstag aus erheblicher Entfernung ein Tor erzielt, das weniger sein Können als die Kritik an Salzburgs Torhüter Timo Ochs bestätigte. Der Treffer und Rieds völlig verdienter 2:0-Sieg wird die Kritik an dem Pummelchen Drechsel und an seiner Nichteignung für den modernen Fußball ersticken.

Die Bundesliga hat es geschafft, sich vom stärksten Wettbewerbsdruck, den es im Sport gibt, abzuschotten. Die Klubs scheitern regelmäßig im Europacup, die Beispiele reichen vom dreifachen Meister FC Tirol über Rapid und Mattersburg bis zum aktuellen Jammer Salzburgs. Den Fans ist es offenbar egal, dass Österreichs Vereine sich immer weiter vom europäischen Niveau entfernen. Die Wiener Austria, die als einziger heimischer Verein noch in der Gruppenphase des UEFA-Cups mitmacht, muss erst einmal beweisen, dass sie dort hingehört. Die Klubs haben die gemütliche Liga, und hier gehen die Geschäfte tadellos. Doch die Meisterschaft fordert die Kicker nicht mehr genug, um dem Nationalteam helfen zu können. Die prinzipiell vielversprechenden Nachwuchskicker von Leitgeb über Prödl bis zu Fuchs oder Gercaliu werden von der heimischen Harmlosigkeit nachhaltig verdorben, wenn sie nicht bald auswandern.

Paradoxerweise wird Teamchef Josef Hickersberger kritisiert, und gleichzeitig werden der Standkicker Drechsel und der Old Boy Vastic ins Nationalteam reklamiert. Hickersberger hat sich für den Fußball entschieden und gegen den Kirtag. Unösterreichisch und bitter für manchen, aber durchaus zukunftsträchtig. (Johann Skocek - DER STANDARD PRINTAUSGABE 29.10. 2007)