Dass Gesellschaftsformate wie die "Seitenblicke" im ORF oder "Hi Society" (ATV) keine aufklärerischen Qualitäten im Sinne eines Erkenntnisgewinns haben, der über Eitelkeit hinausreicht, ist bekannt.

Und doch wird man hin und wieder von der Schamlosigkeit, mit der manche ihre Unzulänglichkeiten präsentieren, überrascht. Anlässlich des vergangenen Nationalfeiertages stellte Dominic Heinzl von "Hi Society" "Prominenten" aus Sport und Politik also die Einserfrage zum Tage: Was feiern die Österreicher eigentlich am 26. Oktober?

Was jedem Gymnasiasten ein Gähnen und eine auf Autopilot genuschelte Antwort abverlangen würde, erwies sich in Kreisen so genannter Prominenz als Glatteis – Steißlandungen inbegriffen. Nun erwartet man von Andi Goldberger nicht, dass er, aufgrund wichtiger Termine zwischen Schneetreiben, Telemark und Hüttenzauber, auch noch Zeit für die Erklärung der immerwährenden Neutralität Österreichs aufbringen konnte. Für ihn verließ an diesem Tag der "letzte Feind" Österreich.

Auch dass unter Niki Laudas rotem Kapperl andere Prioritäten herrschen, überraschte wenig. Dass jedoch weder Frauenministerin Doris Bures noch Eva Glawischnig, immerhin Dritte Nationalratspräsidentin, eine klare Antwort geben konnten, war hochnotpeinlich und erlaubt die Frage nach Qualifikation. Verlangt man derlei Allgemeinwissen heute nicht auch von jedem Zuwanderer? Oder anders: Bekäme ein Wiener Taxifahrer eine Zulassung, wenn er den Ring nicht fände? (flu/DER STANDARD; Printausgabe, 29.10.2007)