Katharina Beclin vom Institut für Strafrecht und Kriminologie an der Uni Wien meint dazu gegenüber dem Morgenjournal, der Kriminalitäts-Schwerpunkt habe sich zu jüngeren Altersjahrgängen verlagert. Insgesamt aber sei kein bedeutsamer Kriminalitätsanstieg zu verzeichnen. Allerdings - so Beclin - die Dunkelziffer bei jugendlichen Stratätern sei hoch, denn meist werde nicht gleich angezeigt, sondern man versuche, die Sache ohne Polizei zu regeln.
Vielfältige Hintergründe
Die Hintergründe, warum oft schon Kinder kriminell werden, seien vielfältig: "Ich glaube, dass es daran liegt, dass die persönlichen Reibungsprozesse mit unserer schnelllebigen Zeit nicht Schritt halten", so Beclin. Die Jugendlichen müssten früher selbstständig werden, in der Schule schneller und früher größere Leistungen erbringen, hätten aber zugleich weniger Rückhalt von Zuhause. "Teilweise, weil die Eltern weniger Zeit haben, teilweise weil das Freizeitgestalten wichtiger wird als das Probleme-Besprechen. Zugleich ist es auch so, dass in der Schule und am Arbeitsplatz einfach weniger Gemeinschaft gelebt wird und mehr Leistungsdenken vorherrscht", so die Juristin.
Mehr Leistungsdenken treffe aber alle. Warum manche eher Gefahr laufen, straffällig zu werden als andere, könne mit bestimmten Risikofaktoren zusammenhängen, sagt Strafrechtlerin Beclin: etwa aggressives Verhalten in der Familie, Ausgrenzung oder Alkoholprobleme. Entscheidend sei aber immer, wie diese Faktoren zusammenhängen: "Wenn ich einen sehr positiven Schutzfaktor wie eine funktionierende Familie habe, dann kann das Kind viele Risikofaktoren wie Armut oder Ausgrenzung in der Schule verkraften; wenn aber beispielsweise Gewalt in der Familie vorherrscht, könnte ein minimaler Anlass im sozialen Umfeld schon dazu führen, dass das Kind gewalttätig wird."
Sozialpolitik als §beste Krimialitätsprävention