Wien/Innsbruck - "Die Fackel" machte den Anfang: Alle 922 Nummern der von Karl Kraus gegründeten Zeitschrift wurden von der Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) Anfang dieses Jahres im Internet verfügbar gemacht. Nun geschieht das gleiche mit einer Zeitschrift, die sich seinerzeit "Die Fackel" zum Vorbild nahm: Die vom österreichischen Schriftsteller und Verleger Ludwig Ficker herausgegebene Kulturzeitschrift "Der Brenner" erschien von 1910 bis 1954 - mit zeithistorisch bedingten Unterbrechungen - in insgesamt 104 Ausgaben.

Historischer Hintergrund

Der in Innsbruck herausgegebene "Brenner" wollte den erstarrten bürgerlichen und provinziellen Kulturbetrieb Tirols aufzubrechen. Waren zu Beginn hauptsächlich Tiroler Autoren vertreten, erhielt die Zeitschrift bald jedoch Beiträge aus dem gesamten deutschen Sprachraum und entwickelte sich bis zum Ersten Weltkrieg zu einem brisanten kulturkritischen Blatt mit teilweise expressionistischem Einschlag.

Die Lyrik Georg Trakls, Fickers wichtigster literarischer Entdeckung, gab der Zeitschrift von 1912 bis 1914 eine besondere Prägung. Der Erste Weltkrieg führte zu einer intensiven Auseinandersetzung um Christentum und Kirche und damit zu einem neuen programmatischen Schwerpunkt. Ab 1926 widmete sich die Zeitschrift einer visionär ausgerichteten Erörterung theologischer Zeitfragen.

Die Online-Ausgabe

Ab 30. Oktober wird "Der Brenner" in Gesamtheit online abrufbar sein. Das ÖAW-Forschungsprogramm "AAC-Austrian Academy Corpus" hat die digitale Edition in Kooperation mit dem "Brenner-Archiv" der Universität Innsbruck entwickelt. Die digitale Edition liefert den gesamten Text der Zeitschrift sowie alle Heftseiten als Faksimiles. Ein Navigationsmodul ermöglicht es, von Seite zu Seite, von Heft zu Heft oder von Jahrgang zu Jahrgang sowie auch zu im jeweiligen Zusammenhang relevanten Textpassagen zu gelangen. Neben den Möglichkeiten der Volltextsuche und der Suche nach Wortformen bietet der digitale "Brenner" eine Namendatenbank, in der Daten über sämtliche reale und fiktionale Personen, die in der Zeitschrift genannt wurden, zur Verfügung stehen. (APA)