Spanien ist das Land der illegalen Bauten. Trotz eines seit 1988 geltenden Küstenschutzgesetzes wird weitergebaut, wo es eigentlich verboten ist. Das Gesetz sieht vor, dass vom Wasser aus bis dort, wohin die Wellen bei höchstem Seegang kommen, alles dem Staat gehört. Hinzu kommen sechs Meter, um die Küste für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, und eine weitere 100 Meter breite Schutzzone, die nicht bebaut werden darf. Doch das Gesetz zeigt nur wenig Wirkung. Der Tourismus ist der Motor der spanischen Wirtschaft, da schauen die zuständigen Behörden gerne weg. So werden zum Beispiel zurzeit zwei Hotelhochhäuser in Benidorm an der Costa Blanca auf Gemeindeland direkt am Meer errichtet und im Naturpark Cabo de Gata in Südspanien entsteht ein Hotelkomplex am Strand.
"Nicht enteignen"
Nur 32 Prozent der Küste werden wie im Gesetz gefordert geschützt. Die Bauwut hat bereits 70 Prozent Dünenlandschaft erheblich geschädigt. Fünf Milliarden Euro will die Regierung jetzt ausgeben, um 776 Kilometer Küste zurückzugewinnen. "Wir wollen verhandeln und nicht direkt enteignen", erklärt der Staatssekretär im Umweltministerium, Antonio Serrano, exklusiv in der Tageszeitung El País. Enteignungen können lange dauern, wenn die Besitzer vor Gericht ziehen. Das Ministerium will eng mit den Regionalregierungen und den Gemeinden zusammenarbeiten. Denn dem Staat gehört nur der unmittelbare Küstenstreifen. Die 100 Meter Schutzzone fällt unter die Verantwortung der Gemeinden. Auf den Kanarischen Inseln hat die Strategie an einigen Orten Erfolg gezeigt. An einigen Stellen wurde die Bevölkerung, die zu nahe am Wasser gebaut hatte, umgesiedelt.