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Wie am Rettenbachgletscher in Sölden wird es wohl bald in vielen anderen Skigebieten zugehen – wenn der Schnee hält.

Foto: APA/EPA/Techt
Der Wintereinbruch im Oktober freut die Touristiker. Nach der schlechten Vorjahressaison rechnet Kammerobmann Hans Schenner heuer bei fast stabilen Hotelpreisen mit einem "normalen" Winter.
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Wien – Aksel Lund Svindal ist Hoffnungsträger der heimischen Tourismusbranche. Der norwegische Skistar, der am Sonntag zum Weltcup-Auftakt in Sölden den Riesentorlauf gewonnen hat, könnte vor allem außerhalb Österreichs die Skifahrlust wieder wecken, die im vorigen Winter wegen fehlenden Schnees stark abgenommen hat. Das meint zumindest der Obmann der Bundessektion Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer, Hans Schenner. "Der frühe Schnee und der Sieg von Svindal am Gletscher geben Hoffnung, dass es heuer besser wird", sagte Schenner dem STANDARD.

Gegenüber 2006 ist die Buchungsfreude heuer mehr als verhalten. Hotels melden teilweise um bis zu 40 Prozent weniger Reservierungen für die Wintersaison als zum Vergleichszeitpunkt des Vorjahres.

"Die Leute sind vorsichtig geworden und wollen sichergehen, dass sie im Urlaub auch tatsächlich genug Schnee haben", sagte Schenner. Viele warteten mit dem Buchen bis zum letzten Moment. Der Rückstand lasse sich aber aufholen. Schenner erwartet heuer "einen ganz normalen Winter ohne große Aufregung".

Der Schneemangel in der Wintersaison 2006/07 hat den heimischen Tourismusbetrieben erstmals seit zehn Jahren ein Nächtigungsminus beschert. In der Zeit von Anfang November bis Ende April 2007 sind die Nächtigungen um 1,9 Prozent auf 59,4 Millionen zurückgegangen, wobei vor allem Gäste aus Deutschland fernblieben. Die Zahl der Ankünfte hat dank verstärkter Reiseaktivität der Österreicher selbst um insgesamt 0,5 Prozent auf 13,7 Millionen zugelegt.

Frühe Ostern, kurze Wintersaison

Ein Rekordergebnis wie im Superwinter 2005/06 jedenfalls scheint heuer unerreichbar für die Branche. Das hängt auch damit zusammen, dass Ostern im kommenden Jahr um vier Wochen früher fällt als 2006, nämlich auf den 23./24. März statt auf den 16./17. April. Die Branche ist aber gar nicht so unglücklich, dass die heurige Wintersaison insgesamt kürzer ausfällt als in manch anderem Jahr.

"Betriebswirtschaftlich betrachtet ist das für viele ein Segen", sagte Schenner. Hotels und Liftgesellschaften müssten nicht unnötig Personal vorhalten, um die Zeit bis Ostern zu überbrücken, mit dem Risiko, dass schlechtes Wetter auch dieses Geschäft noch kaputtmacht. "Mit Ausnahme von Top-Orten wie Ischgl oder St. Anton, wo man traditionell bis Ende April Ski fährt, wird in vielen anderen Skigebieten wohl mit Ostermontag Schluss sein", sagte Schenner. Die Übernachtungspreise in Hotels und Pensionen sind nach Angaben des Branchenobmanns "so gut wie stabil" geblieben. Schenner: "Alle waren vorsichtig, niemand wusste, wie sich der schlechte Vorjahreswinter heuer auswirken würde."

Teurer geworden sind hingegen Tageskarten und Skipässe – teils um drei bis vier Prozent. So kostet die Tageskarte beispielsweise auf der Schmittenhöhe in Zell am See 38,50 statt 37,50 Euro. In Österreichs größter Skiregion, der Skiwelt Amadé, wurde der Einheitspreis für die Eineinhalbtageskarte für Erwachsene um 2,50 Euro auf 64 Euro angehoben. Der Sechs-Tages-Skipass kostet 182 statt 172 Euro. Die Seilbahngesellschaften argumentieren die Preiserhöhungen mit den großen Investitionen, die im heurigen Sommer getätigt wurden. Allein in Kunstschneeanlagen wurden österreichweit 127 Millionen Euro investiert.

Früh wie selten zuvor haben heuer die ersten Lifte aufgesperrt, etwa auf der Planai in Schladming. Möglich wurde dies durch die relativ kompakte Schneedecke und tiefe Temperaturen, durch die die Produktion von Kunstschnee unterstützt wurde. Schenner: „Alles, was sich vor Weihnachten abspielt, ist die Butter aufs Brot und wird dankbar angenommen." (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.10.2007)