Wien - Die Kritik des Rechnungshofes am Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) trifft die Staatsschützer in einer heiklen Phase. Wie berichtet, sollen die beamteten Agenten einen neuen Chef oder eine neue Chefin erhalten. Warum, wird offiziell damit beantwortet, dass der Posten des BVT-Direktors seit der letzten Reform eben nur auf jeweils fünf Jahre vergeben wird. Und Gert-René Polli (47), den der damalige Innenminister Ernst Strasser 2002 vom Auslandsgeheimdienst des Bundesheeres geholt hatte, wird sich nach Ablauf dieser halben Dekade im Februar nicht mehr bewerben.

Inoffiziell heißt es, dass es sich der 47-jährige Tiroler mit westlichen Geheimdiensten verscherzt und zu viel Augenmerk auf gute Zusammenarbeit mit dem Nahen und Mittleren Osten gelegt haben soll. Polli hatte von Anfang an den Auftrag, die frühere Staatspolizei zu einer nachrichtendienstlichen Organisation umzuformen.

Mögliche Kandidaten

Wer immer ihm nachfolgen wird, wird diesen Weg fortführen müssen. Einer der heißesten Anwärter ist Peter Gridling, der derzeit die Antiterrorabteilung bei Europol in Den Haag leitet. Aber auch BVT-Vizechefin Alice Höller werden guten Chancen eingeräumt. Als möglicher Überraschungskandidat wird Ronald Reiter (32), Polizist, Jurist und derzeit oberster Staatsschützer im Burgenland, gehandelt.

Eines ist sicher: Auch ohne Fünfjahresklausel gleicht der Chefsessel einem Schleudersitz. Seit Anfang der 90er-Jahre ist kein Stapo-Chef (oder jetzt eben BVT-Chef) mehr als solcher in Pension gegangen. (Michael Simoner/DER STANDARD, Printausgabe, 30.10.2007)