Wien - Der Einstieg der Telekom Austria in Weißrussland wird sich auf die Ergebnisse in diesem Jahr noch kaum auswirken. "2007 werden die Auswirkungen minimal sein", sagte Konzernchef Boris Nemsic am Montagabend in einem Journalistengespräch. Die Telekom wolle die Übernahme des zweitgrößten weißrussischen Mobilfunkers MDC "noch vor Weihnachten abschließen". Ob man die Übernahme bereits mit der Anfang Oktober erfolgten Vertragsunterzeichnung (Signing) oder erst mit dem Closing konsolidieren könne, werde noch geprüft, so Nemsic.

Ab nächstem Jahr soll sich die Übernahme dann aber jedenfalls positiv auf den Gewinn je Aktie auswirken. Die Telekom Austria übernimmt in einem ersten Schritt zwar nur 70 Prozent. Weil sie aber mit den übrigen Minderheitsaktionären - dem syrischen Staatsbürger Ead Samawi und dem österreichischen Geschäftsmann Martin Schlaff - bereits vereinbart hat, dass sie bis Ende 2010 auch die restlichen 30 Prozent übernehmen wird, werden die MDC-Gewinne (Free Cash Flow und Dividende) von Beginn weg zur Gänze der Telekom zufließen.

Außerdem hat sich die Telekom auch das Recht auf die Besetzung des Managements gesichert. Die neue Führung werde wie schon bei den anderen Auslandstöchtern wieder eine Mischung aus Managern der Telekom-Austria-Gruppe und lokalen Managern sein, kündigte Nemsic an. Konkrete Namen wird die TA erst nach dem Closing nennen.

Im Rahmen einer Vereinbarung über eine sogenannte "deferred consideration" (frei übersetzt: verzögerte Gegenleistung) haben die Minderheitseigentümer auf ihren Anteil an den MDC-Gewinnen und die Besetzung von Management-Posten verzichtet. Stattdessen wird die Gewinnentwicklung dann beim Kaufpreis für die übrigen Anteile berücksichtigt. Für die ersten 70 Prozent hat die Telekom rund 730 Mio. Euro bezahlt (1,05 Mrd. Dollar). Die Zahlungen für die restlichen 30 Prozent mitberücksichtigt, wird der Kaufpreis dann auf voraussichtlich 1,8 bis 1,9 Mrd. Dollar ansteigen.

Finanzspritzen nicht nötig

MDC hat im Vorjahr laut Telekom Austria 263 Mio. Euro umgesetzt, bei einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 159 Mio. Euro und einem Nettogewinn von 83 Mio. Euro. Pro forma hätte dies den Umsatz der Telekom 2006 um 5,5 Prozent erhöht, das EBITDA um 8,3 Prozent. Eine Prognose für 2008 werde die Telekom erst bei der Vorlage der diesjährigen Ergebnisse im Februar abgeben, so Nemsic.

Finanzspritzen aus der Gruppe für zusätzliche Investitionen wird die MDC laut dem Konzernchef nicht benötigen. Die MDC sei weder unter-, noch überinvestiert. Künftige Investitionen ließen sich aus dem Cash Flow abdecken. UMTS-Lizenz ist in Weißrussland noch keine ausgeschrieben worden. "Wann immer sie kommt, wird man sich das ansehen", so Nemsic.

Kapazitäten für weiteres Wachstum

Die Telekom Austria hat nach eigenen Angaben noch Ressourcen-Spielraum für weiteres Wachstum im Ausland. Eine Konsolidierungsphase sei nicht notwendig. "Von den Kapazitäten sind wir durchaus in der Lage, das zu machen", sagte Konzernchef Boris Nemsic am Montagabend in einem Journalistengespräch. Mittlerweile setze man bei den Wachstumsprojekten auch Fachleute aus Tochtergesellschaften ein, etwa aus Bulgarien oder Kroatien.

Als konkretes Zielland nannte Nemsic allerdings einmal mehr nur Bosnien-Herzegowina. Diese Woche berät dort das Parlament über die bereits lang diskutierte Privatisierung. Ein Vertragsabschluss in Bosnien sei heuer aber nicht mehr zu erwarten, so der TA-Chef. Auch im Kosovo zeigte sich Nemsic indirekt weiter interessiert. "Solange der völkerrechtliche Status des Landes unklar ist, macht ein Einstieg im Kosovo aber keinen Sinn", betonte er.

Partnerschaften auf dem Prüfstand

Im Ausland wachsen will die Telekom weiterhin vor allem im Mobilfunk. Partnerschaften werde man prüfen, "wie es sich ergibt". Große Akquisitionen stünden im Festnetz aber nicht am Plan. Ansonsten sei die Telekom bei ihrem weiteren Wachstum "opportunistisch". Nemsic: "Wir haben kaum Beschränkungen. Die Frage ist, welche Möglichkeiten sich ergeben." Zielgebiet sei nun der gesamte osteuropäische Raum. Auch ein Einstieg im Nahen Osten sei "nie auszuschließen", auch wenn es dort keine "konkreten Projekte" gebe. Nur nach Afrika und Amerika werde die Telekom nicht gehen.

Spruchreif werden könnte heuer noch eine UMTS-Lizenz in Mazedonien, wo die Telekom-Mobilfunktochter Mobilkom unter dem Namen Vip operator Mitte September gestartet ist und noch am ersten Tag die Mobilkom Liechtenstein mit 5.200 Kunden überholt hat. Mittlerweile hat das Unternehmen 120 Mitarbeiter. Die UMTS-Lizenz wird voraussichtlich noch heuer ausgeschrieben. Man werde sich "die Konditionen ansehen", so Vip-operator-Chef Mladen Pejkovic.

Sechsstellige Kundenzahl in Serbien

In Serbien, wo die Mobilkom mit der Tochter VIP mobile im Juli mit Prepaid und im Oktober mit Postpaid-Angeboten auf den Markt gekommen ist, hat das Unternehmen mittlerweile bereits 370 Mitarbeiter und eine sechsstellige Kundenzahl. "Die Organisation wird weiter wachsen, wie unsere Kundenzahlen", kündigte Finanzchef Roland Haidner an. Bis Jahresende wolle man mit dem eigenen Netz in Kroatien 20 Prozent der Bevölkerung und die Hauptverkehrsverbindungen abdecken.

In Slowenien, wo die Mobilkom bei Si.mobil schon 2001 eingestiegen ist, starten im vierten Quartal zwei neue Konkurrenten. Bis Jahresende wird außerdem der Marktführer, die Telekom Slovenije privatisiert werden. Die Telekom Austria hofft dadurch aber eher auf Fortschritte, als sich vor neuer Konkurrenz zu fürchten. Bisher sei der Markt nach wie vor nicht liberalisiert gewesen, kritisierte Nemsic. Über 90 Prozent des Ebitda im slowenischen Mobilfunk entfielen auf die Telekom Slovenije.

In Kroatien, wo die Mobilkom mit vipnet schon seit 1999 aktiv ist, will die Mobilkom Nummer Eins werden. Derzeit hält das Unternehmen bei einem Marktanteil von 42,7 Prozent, Kroatiens Marktführer T-Mobile kommt auf 47,9 Prozent. vipnet will vor allem mit Internet-Angeboten Festnetz-Kunden abwerben, so die dortige Firmenchefin, Marie-Helene Magenschab. Auch in Bulgarien, wo die Mobilkom mit der 2005 übernommenen MobilTel (MTel) Marktführer ist, hofft man auf neue Breitband-Internet-Angebote. Der Einstieg des bulgarischen Festnetz-Monoplisten in den Mobilfunk Ende 2005 habe die Tarife dort um ein Drittel gedrückt, berichtete MTel-Chef Josef Vinatzer. Die MTel habe die Margen aber halten können.

Erstmals hat sich der Telekom-Chef auch zur Übernahme der österreichischen Tele2-Handy-Sparte Anfang Oktober geäußert. Die Übernahme werde "keine großen Wellen schlagen", meinte er. Weil man Wertkarten-Handys jederzeit abschalten könne, rechne er nicht damit, dass man alle bisherigen 131.000 Tele2-Kunden halten werde. (APA)