Wien - Rund 50 Prozent oder 2,2 Millionen der österreichischen Frauen leiden einmal im Leben an einem Harnwegsinfekt, bei rund 30 Prozent kommt es innerhalb von sechs bis zwölf Monaten zu einem weiteren Infekt. Als einen der Gründe geben führende heimische UrologInnen bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien "unzureichende oder gar falsche therapeutische Maßnahmen an." Der "Uro-Check für die Frau", initiiert von den österreichischen UrologInnen, soll mehr Bewusstsein schaffen und Frauen zu einem ärztlichen Besuch ermutigen.

Der Urologe werde in der Öffentlichkeit oft als "Männerarzt" gesehen, sagte Walter Stackl, Präsident der österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Patentinnen mit einem Harnwegsinfekt oder auch mit Harninkontinenz - wovon rund 850.000 Österreicherinnen betroffen sind - würden viel zu spät den Weg zum Spezialisten finden. Deswegen wurde der "Uro-Check für die Frau" ins Leben gerufen, um eine frauenspezifische, urologische Basisuntersuchung anzubieten.

So funktioniert der "Uro-Check"

Dieser umfasst neben einem Einführungsgespräch eine professionelle Untersuchung des Harns mittels Harnabgabe und Teststreifen. Damit werden Erkrankungen an Niere, Harnleiter, Blase oder Harnröhre festgestellt. Weiters werden Blase und Niere mit einem Ultraschall (Sonographie) untersucht. Der "Uro-Check" dauert rund zehn Minuten und wird von den Krankenkassen vollständig übernommen.

Falsche Behandlung

Die Therapie für Harnwegsinfekte vor allem von GynäkologInnen oder AllgemeinärztInnen würde in vielen Fällen nicht professionell vonstatten gehen, kritisierte Michael Eisenmenger, Präsident des Berufsverbandes österreichischer Urologen. Proben aus dem Harnweg würden oft nicht optimal abgenommen, wodurch es zu verfälschten Ergebnissen kommen kann. Durch eine zu lange verordnete Einnahme von Antibiotika könnten unter anderem Vaginalpilze entstehen, erklärte der Facharzt. Oft verlören Antibiotika auch durch Verdünnung an Wirkung, weil fälschlicherweise vom Arzt geraten werde, während der Erkrankung viel zu trinken.

Warum vor allem Frauen viel öfter an Harnwegsinfekten erkranken, liege an der kürzeren Harnröhre der Frau, erläuterte Urologin Astrid Zeitelberger-Renz. "Auf diese Weise können Keime leichter über die Harnröhre in die Blase wandern und dort Entzündungen auslösen. Hinzu kommt, dass die weibliche Harnröhrenmündung sehr nah am Scheideneingang und Anus liegt, wo sich natürlicherweise eine Vielzahl an Bakterien findet." (APA)