Wien - Nach der Gehaltseinigung der Metaller zeichnet sich im Handel vorerst noch keine Einigung ab. Die Positionen seien noch "sehr weit auseinander", erklärte der Verhandlungsführer auf Unternehmensseite, Hannes Mraz von der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Während er für einen Abschluss deutlich unter jenem der Metaller plädiert, will die Gewerkschaft auch im Handel möglichst an das Metaller-Ergebnis herankommen.

Ein Abschluss bei der zweiten Verhandlungsrunde am 7. und 8. November gilt dennoch als denkbar. Im Vorjahr hatten sich die Verhandler im Handel nach zähen mehrwöchigen Verhandlungen auf 2,35 Prozent mehr Gehalt geeinigt.

Situation nicht vergleichbar

"Der Abschluss der Metaller ist für uns nicht bedeutungslos, wir haben ihn aber nie als Vorbild betrachtet", sagte Mraz am Dienstag. Auch an die Vorstellungen von Sozialminister Erwin Buchinger (SPÖ), der sich für einen Gehaltsabschluss um die 4 Prozent ausgesprochen hatte, fühle sich der Handel nicht gebunden. Im Handel würden gänzlich unterschiedliche Gesetze gelten. Die Situation sei nicht vergleichbar. Von den generell über 3 Prozent Wirtschaftswachstum sei im Handel keine Rede. Von Jänner bis August sei der Handel nur auf 1,3 Prozent Zuwachs gekommen. 46 Prozent der Handelsunternehmen hätten 2006 rote Zahlen geschrieben, 39 Prozent seien überschuldet.

Lohnerhöhung für den Konsum

Gewerkschafts-Verhandler Karl Proyer hielt dem entgegen, dass die über 500.000 Handelsbediensteten auch Konsumenten sind. Gerade im Handel gebe es besonders viele Niedrigsteinkommensbezieher, bei denen eine Lohnerhöhung direkt in den Konsum gehe. "Alle Fachleute sagen, dass durch eine Stärkung der Kaufkraft die Phase des Wirtschaftsaufschwungs noch verlängert werden kann. Dazu sollte jede Wirtschaftsgruppe etwas beitragen, auch der Handel", argumentierte Proyer. Daher sollten die Arbeitgeber seiner Ansicht nach nicht nur betriebswirtschaftliche Argumente ins Rennen führen.

Außerdem verwies Proyer darauf, dass Gewerkschaft und Wirtschaftskammer im Handel schon eine Reihe von strukturellen Reformen vereinbart hätten: neue Öffnungszeiten, einen Event-Kollektivvertrag, die Sonntagsöffnungsregelung während der Fußball-EM oder neue Bestimmungen für Teilzeitbeschäftigte. Konkrete Gehaltsforderungen wollte der Gewerkschaftsverhandler keine nennen - aber: Durch den Metaller-Abschluss stehe jetzt eine Leitstruktur im Raum. "Je näher wir an diese Leitstruktur herankommen, desto besser für die österreichische Wirtschaft", so Proyer. (APA)