Liebe Leserinnen und Leser, Mitbürgerinnen und Mitbürger, fühlen Sie sich auch manchmal nicht angesprochen? Nicht nur in Zeitungen und Büchern, nein auch in der Werbung im Radio. Ich für meinen Teil ärgere mich, wenn ich wieder einmal mit Schüler angesprochen werde.

Sehe ich etwa so männlich aus? Gleichberechtigung, nicht nur in der Sprache, ist wieder in aller Munde, auch in der Schule ist dies Diskussionspunkt Nummer eins. In einem Englischbuch für die neunte Schulstufe versucht man uns Jugendlichen das Thema näherzubringen: Rotkäppchen, aber diesmal politisch korrekt.

Das ist ja prinzipiell eine gute Idee, wäre da nicht dieses eine kleine Problem: der Sinn des Ganzen fehlt ein bisschen. Es mag sein, dass sich ein paar SchülerInnen nach diesem Text Gedanken über die allgemeine Situation machen, aber das wird es auch schon gewesen sein an Effekt. Denn Texte, die in Schulbüchern abgedruckt sind, werden nicht gerade immer ernstgenommen, alleine schon, weil es eben Schulbücher sind. Offen bleibt, was sonst getan werden kann, um den Jugendlichen dies wichtige Thema nahezubringen? Ich fände ja einen ORF-Themenschwerpunkt nicht schlecht, immer wieder.

Denn es ist schade, dass man sich im 21. Jahrhundert immer noch darüber Gedanken machen muss, wie beide Geschlechter in allen Lebenslagen "gleich" werden können. Oberflächlich möchte man meinen, dass Frau und Mann "ja eh gleich sind", ja es gibt ja sogar schon Hausmänner. Ja, vielleicht gibt es schon ein Umdenken, aber das ist nicht genug. Gleichberechtigung muss umgesetzt werden und sei es, dass einheitlich, "gegendert" geschrieben wird.

Ich kann verstehen, wenn Leute meinen, dass eine kleine Veränderung im Sprechen noch lange keinen Fortschritt in Sachen Gleichberechtigung bringt, aber es wäre zumindest ein Anfang.

Wahrscheinlich denken Jugendliche allgemein offener und fortschrittlicher in dieser Sache. Mir zumindest wurde von einem jungen Menschen noch nie erklärt, die Frau müsse hinter den Herd. Ganz im Gegenteil: Es ist Unverständnis für all die veralteten Sichtweisen da. Doch wenn sie nicht "gegendert" sind, dann leben sie noch heute. (Helene Hovorka/DER STANDARD-Printausgabe, 30. Oktober 2007)