Mailand - Die deutsche Lufthansa sei zum Favoriten für den Kauf von Alitalia avanciert. Dies hat der Chef der italienischen Fluglinie, Maurizio Prato, in einem Gespräch mit den Gewerkschaften gesagt und gleichzeitig bestätigt, dass der Vorzugskandidat bis 20. November feststehen soll. Danach sind Exklusivverhandlungen geplant.

Fünf Interessenten

Insgesamt gibt es fünf Bewerber für die angeschlagene Alitalia. Während bisher Air France-KLM der Wunschpartner Roms, insbesondere von Regierungschef Romano Prodi und Finanzministers Tommaso Padoa Schioppa war, hat jetzt Lufthansa gepunktet. Grund dafür ist die von Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber verfolgte Strategie der "Multi Hubs und Multi Brands". Lufthansa will angeblich auch in den Mailänder Flughafen Malpensa investieren und von dort mehrere interkontinentale Flüge starten. Auch soll die Marke Alitalia, der einstige Stolz Italiens, beibehalten werden.

Wie berichtet will der Staat seinen 49-Prozent-Anteil an der maroden Fluggesellschaft abgeben. Der erste Verkaufsversuch ist gescheitert, nachdem sich sämtliche Bewerber vom Bieterverfahren Mitte des Jahres zurückgezogen hatten. In einem zweiten Anlauf hat Rom weitere Zugeständnisse gemacht. Wie weit diese gehen, ist noch unklar. Zweifellos wird der Verkaufspreis mit ausschlaggebend sein.

Neuer Chef für Rosskur

Der erst seit wenigen Monaten amtierende Alitalia-Chef Prato hat eine Rosskur angekündigt, die u.a. auch die Bedeutung des Airports Malpensa zugunsten des römischen Flughafens Fiumicino schmälern soll. Zwei Hubs, das heißt zwei Drehkreuze, an denen die Passagiere für die Fernstrecken umsteigen, sei angesichts der verheerenden finanziellen Lage der Airline zu kostspielig, begründete Prato seine Entscheidung. Nun scheint Lufthansa eine Kompromisslösung im Flughafenstreit gefunden zu haben.

Neben Air France-KLM und Lufthansa stehen auch noch die nationale Fluggesellschaft Air One, die russische Aeroflot und eine Seilschaft des Unternehmers Maurizio Baldassari auf der Shortlist. Den letzten beiden Kandidaten werden kaum Chancen eingeräumt. Das Angebot von Air One wird zwar von Banca Intesa unterstützt, allerdings hat Prato wissen lassen, dass er einen "starken strategischen Partner" wünsche. Das heißt auf gut Deutsch Lufthansa oder Air France. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.10./1.11.2007)