"Wir können nicht klagen. Unsere Särge gehen weg wie die warmen Semmeln, und die Nachfrage steigt jedes Jahr." Sebastian Hopf aus Würzburg klingt äußerst zufrieden, denn sein Arbeitsplatz ist krisensicher. Das Bestattungsunternehmen Papke (nomen est omen) bietet seit einigen Jahren eine neue Art der letzten Ruhestätte: Pappsärge, die man allerdings namentlich ein wenig aufhübscht und "Peace Box" nennt. Das klingt doch irgendwie stilvoller.

Zwölf Kilogramm ist eine solche Peace Box schwer, gut faltbar, ebenso praktisch stapelbar, und auch andere Vorzüge liegen für die Bestatter auf der Hand. "Eine Feuerbestattung wird günstiger, weil der Pappsarg schneller verbrennt als ein Holzsarg. Das spart Emissionen, und zugefeuert muss auch nicht werden", sagt Hopf zum Standard. Überhaupt ist der Preis natürlich ein schlagendes Argument. Ein günstiger Holzsarg in Deutschland kostet rund 500 Euro, der Pappsarg 200 Euro weniger.

Aufgedampfte Holzstruktur

Neulich hat sich eine Familie sogar bei der Erdbestattung des Verstorbenen für die Peace Box entschieden. Die Pappe (zu 60 Prozent aus chlorfrei recyceltem Altpapier und 40 Prozent neuer Zellulose) ist ja auch ganz schmuck: Sie hat eine mit Wasserfarbe aufgedämpfte Holzstruktur. "Wenn da ein Blumengesteck drauf ist und Sie fünf Meter weiter weg stehen, dann fällt das überhaupt nicht auf, dass das aus Pappe ist", erklärt Hopf.

Rolf Lichtner treibt es bei solchen Schilderungen die Schweißperlen auf die Stirn. "Pappe ist aus Papier und Papier ist ein Wegwerfartikel. Wir wollen unsere Verstorbenen aber nicht wegwerfen", sagt der Generalsekretär des Bundesverbands Deutscher Bestatter e.V. Von Pappsärgen hält sein Verband überhaupt nichts - nicht alleine aus Pietätsgründen. Lichtner: "So ein Pappsarg ist für ein Krematorium überhaupt nicht geeignet. Da gibt es bei 800 Grad eine kurze Flamme, und dann liegt der Verstorbene da wie auf einem Grill", kritisiert er.

Probeverbrennung

Stimmt nicht, entgegnet Nico Böttcher von der Firma Streiff in Halberstadt (Sachsen-Anhalt). "Wir haben neulich - natürlich ohne Leiche - eine Probeverbrennung gemacht, und es hat alles gut geklappt." Die Papierfabrik Streiff will demnächst auch ins Pappsarg-Business einsteigen und findet das überhaupt nicht pietätlos. Böttcher: "Es ist doch viel trauriger, wenn jemand in einem schäbigen, billigen Holzsarg aus der Ukraine liegen muss."

Eine Peace Box hat übrigens auch die Bestattung Wien erworben. Allerdings nur für die Ausstellung "Exitus. Tod alltäglich" in der Kunsthalle. Als letzte Ruhestätte kommt der Pappsarg für die Wiener jedoch nicht in Frage. (bau, DER STANDARD Printausgabe, 31.10./1.11.2007)