In der Tat: Zumindest der griechisch-westlich geprägte Südteil der Insel hat in den vergangenen Jahren eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht (der Norden steht bekanntlich unter türkischer Vormundschaft). Im Süden ist die Regierung bemüht, die Region als attraktives Finanzzentrum mit Brückenfunktion in den Nahen Osten zu positionieren. Prompt wurde eine Angleichung der Unternehmenssteuern auf EU-Ebene abgelehnt. Seitdem genießt Zypern den Ruf als aufstrebender „Offshore“-Standort für steuergeplagte Unternehmen vom Kontinent. Ungeachtet dessen konnte die Republik Zypern das hohe wirtschaftliche Wachstum der vergangenen Jahrzehnte (Durchschnitt des BIP-Wachstums: 1975 bis 2000: real ca. 5,5 Prozent) zuletzt nicht mehr durchhalten. 2006 fiel die Rate von 3,8 auf 3,7 Prozent zurück. Damit klagt man zwar auf hohem Niveau, trotzdem warnen einige Volkswirte bereits vor einem Trendbruch.
Unbeeindruckt von der Gefahr einer weiteren Abschwächung der Konjunktur haben zypriotische Aktien in diesem Jahr bislang kräftig hinzugewonnen. Der von Dow Jones berechnete „Cyprus Titans 10“-Index, der die zehn größten Aktiengesellschaften des Landes enthält und der auch ABN Amro als Basiswert für den Zypern-Tracker (ISIN DE 000 AA0 ZYP 2) dient, legte seit Jahresanfang um mehr als 40 Prozent zu. Wie es für einen „Offshore“-Standort zu erwarten ist, stammen die meisten Titel im Index aus dem Finanzsektor. Dazu zählen auch die drei Schwergewichte Hellenic Bank, Bank of Cyprus und Marfin Popular Bank. Sie allein kommen auf einen Anteil von insgesamt rund 60 Prozent – ein nicht unerhebliches Klumpenrisiko. So nebenbei: Die Zypern-Aktien als Titans zu bezeichnen, halten wir für bemerkenswert. Selbst der „Obertitan“ Hellenic Bank bringt es gerade einmal auf eine Marktkapitalisierung von 1,5 Mrd. Euro.