Wien - Die Debatte um ausländische Investoren und internationale Hedge-Fonds hat wie in anderen Ländern auch in Österreich zuletzt zur Gründung einer Reihe neuer heimischer Fonds geführt. Zahlreiche Beteiligungsgesellschaften, Industrielle und Holdings buhlen um das Geld vermögender Österreicher mit der Verkaufsstrategie, durch langfristiger Firmenbeteiligung die heimischen Wirtschaft vor dem Ausverkauf zu bewahren und damit Arbeitsplätze zu sichern.

So hat etwa der ehemalige Chef der Unternehmens Invest AG (UIAG), Kurt Stiassny, erst vor wenigen Monaten gemeinsam mit dem Gründer und Vorstand der Investmentgesellschaft Global Equity Partners, Michael Tojner, eine Art "Austro-Fonds" mit vorerst 100 Mio. Euro eingerichtet. Eine ähnliche Investitionsstrategie verfolgt auch ebenfalls bereits ein "Österreich-Fonds" der 3 Banken Generali Investment, der mit etwa 170 Mio. Euro im Wiener Aktienmarkt engagiert ist.

Daneben haben aber auch eine Reihe von börsenotierten Industriegruppen und Privatinvestoren den Charme der heimischen Industrie für sich entdeckt - etwa Mirko Kovats mit seiner A-Tec-Gruppe, zu der mittlerweile ATB, Austrian Energy, Emco oder die Montanwerke Brixlegg gehören, die Cross Industries von Stefan Pierer mit Beteiligungen von Austria Email über Polytec, Pankl, KTM, Eternit, Kästle bis in den Informatik-Bereich, die ebenfalls börsenotierte High Tech Industries Holding (HTI) des oberösterreichischen Industriellen Kurt Helletzgruber, die sich auf Beteiligungen an mittelständischen Industrieunternehmen in den Bereichen Kunststoff, Metall und Maschinenbau spezialisiert hat, oder Ronny Pecik und Georg Stumpf, die zwar in der Schweiz aber damit ebenfalls in den künftigen Gewässern des neuen Tyrol Equity Fonds fischen.

Androsch verursacht Aufsehen

Für internationales Aufsehen hat zuletzt vor allem der Ex-Finanzminister und Industrielle Hannes Androsch gesorgt. Er hat mit Oberösterreichs Raiffeisenbank-Chef und jetzigen Tyrol-Equity-Partner Ludwig Scharinger schon zu Jahresbeginn für die Einrichtung eines fünf Mrd. Euro schweren Austro-Fonds plädiert, was die "Financial Times Deutschland" zu einem ganzseitigen Bericht mit markanter Karikatur (Österreich-Flagge mit Heuschrecke statt Bundesadler) veranlasste. Umgesetzt hat Androsch die Idee bisher noch nicht.

Dafür hat die RLB OÖ selbst mit der Capital- und Industrie-Investment AG im Mai einen mit 150 Mio. Euro dotierten neuen "Österreich-Fonds" gegründet. Dazu kommen drei große Privatstiftungen und drei Mittelstandsfinanzierungsgesellschaften. In Summe kommt Scharingers Imperium mittlerweile auf 398 Beteiligungen. 1,4 Mrd. Euro sind als Eigenkapital in Firmen investiert. Weitere Zukäufe von Unternehmensbeteiligungen schließt der RLB-Boss nicht aus. "Wir haben einen Rahmen, nach dem wir bis 2 Mrd. Euro gehen können", so Scharinger am Dienstagabend in Wien.

Für ihn kein Interessens-Konflikt mit dem RLB-Engagement im neuen Tirol-Fonds: "Ich hab's im eigenen Haus gerne, wenn Wettbewerb da ist." Und: "Ganz Österreich muss sehen, wie Eigenkapital gesammelt wird. Das können nicht nur einer oder zwei gepachtet haben." (APA)