Christian Farnleitner: "Ich glaube, dass die CIS-Staaten einen rasanten Aufbruch erleben werden. Das liegt insbesondere an den vorhandenen Bodenschätzen in diesen Regionen."

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Als Selbstständiger hat Farnleiter nun völlig neue Märkte im Visier. Was ihn an Georgien und Aserbeidschan reizt, verrät er Gerhard Rodler.

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STANDARD: Sie sind bei der Immorent ausgestiegen und sind seit kurzem selbstständig unterwegs. Wie beurteilen Sie die derzeitige Marktsituation?

Christian Farnleitner: Märkte wie Polen, die Tschechische Republik und Ungarn, aber auch die Slowakei sind mittlerweile gut entwickelte Märkte. Hier gibt es ein professionelles Umfeld - vor allem, was die regionalen Player anbelangt. Dies sieht man nicht nur bei den Mitbewerbern und dem Flächenangebot, sondern auch bei den erzielbaren Renditen.

STANDARD: Und wie ist die Situation in den SEE-Ländern?

Farnleitner: Im SEE-Raum entwickeln sich die Märkte prinzipiell anders, aber auch da gibt es verschiedene regionale Besonderheiten. In den Märkten des ehemaligen Jugoslawiens beispielsweise muss jeder Markt für sich betrachtet werden und hat seine spezifischen Eigenheiten. Bulgarien und Rumänien wiederum profitieren im Moment vom EU-Beitritt - und das schlägt sich auf der Kapitalseite und in der Entwicklung der Investorenrenditen nieder. Mit einem Wort: Die Grundstückspreise in Rumänien und Bulgarien steigen in einem enormen Tempo. Ein Quadratmeter Grundstück in der derzeit besten Geschäftslage kostet zwischen 3000 und 5000 Euro. Im Vorjahr waren es 2000 bis 3000 Euro, im Jahr zuvor maximal 1500 Euro. Mittlerweile stehen in diesen Bestlagen etliche unbebaute Grundstücke leer, weil sich die geplanten Büroprojekte aufgrund der hohen Grundstückspreise nicht mehr rechnen.

STANDARD: Werden die Preise wieder nachgeben?

Farnleitner: Das hängt mit der Zins- und Marktentwicklung zusammen. Wenn in Ländern mit geringer politischer Stabilität geringere Renditen als in etablierten Märkten zu erzielen sind, werden die Investitionen mittelfristig nachlassen. Im Gegensatz dazu Großbritannien und Frankreich: Hier liegen die Renditen in besten Lagen zwar weit unter vier Prozent, dafür haben diese Lagen für die Zukunft noch einiges an Potenzial.

STANDARD: Wohin wird die Immobilienkarawane nach dem CEE-Raum weiterziehen?

Farnleitner: Einerseits in die Provinz, also in die Bezirksstädte, andererseits wird es neue Länder geben, die noch gar nicht entwickelt und erschlossen sind und daher mit sehr großen Verdienstspannen locken. Nicht zu vergessen sind natürlich Russland, die Ukraine und die Türkei. Russland und Ukraine verfügen über entsprechendes Potenzial, wobei die politischen Unwägbarkeiten nicht außer Acht zu lassen sind. In beiden Ländern ist es ratsam, sich lokale Partner zu suchen und die Qualität sicherzustellen.

STANDARD: Und die Türkei?

Farnleitner: Die Türkei ist ein Riesenmarkt mit 63 Millionen Einwohnern. Hier sind in erster Linie die kulturellen Besonderheiten zu berücksichtigen. Der größte Vorteil, der für die Türkei spricht: Sie ist der Startpunkt für die Tour Richtung Asien, da sie an Georgien, Armenien, Irak und Iran grenzt. Nicht zu vergessen, das ebenfalls in dieser Region gelegene Aserbeidschan! Dank der Ölvorkommen und der geplanten Pipelines ist es ein Land mit unglaublichen Wachstumsraten. Tatsache ist, dass es immer wieder neue Brennpunkte auf der Welt geben wird, wo sich vorausschauende und mutige Immobilienunternehmer sehr raschen und mit vergleichsweise geringerem Risiko riesigen Gewinn machen können.

STANDARD: Wo erwarten Sie sonst noch derartige Entwicklungen?

Farnleitner: Ich glaube, dass insbesondere die CIS-Staaten einen rasanten Aufbruch erleben werden. Speziell die vorhandenen Bodenschätze in diesen Regionen verpflichten die wesentlichen Investoren geradezu, hier tätig zu sein. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27./28.10.2007)