Washington - Das harte Vorgehen der US-Armee gegen mutmaßliche "Schläfer" des Terror-Netzwerks Al Kaida steht seit Mittwoch erneut auf dem Prüfstand. Die 13 Richter des Bundes-Berufungsgerichts in Richmond im Bundesstaat Virginia nahmen eine neuerliche Verhandlung des Falles des 41-jährigen Ali Saleh Kahkah al-Marri aus Katar auf, der seit Juni 2003 unter Terrorverdacht in einem Militärgefängnis in South Carolina festgehalten wird, ohne dass ihm je der Prozess gemacht wurde. Die US-Regierung geht davon aus, dass sie mit einem im Herbst 2006 beschlossenen Gesetz die Möglichkeit hat, unbefristete Haft von Verdächtigen anzuordnen. Die Richter in Richmond hatten in erster Instanz im Juni entschieden, dass dies nicht möglich sei.

"Feindlicher Kämpfer"

Das Berufungsgericht in Richmond trat im Plenum zusammen, um den Widerspruch der Regierung gegen das Urteil vom 11. Juni zu prüfen. Der Vorwurf gegen Marri lautet, er habe sich einem Terrorlager in Afghanistan ausbilden lassen und Mitte 2001 den mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 getroffen. Danach sei er in die USA eingereist, um nach Möglichkeiten zum Lahmlegen des US-Finanzsystems zu suchen. Die Richter in Richmond urteilten im Juni, das US-Militär habe nicht die Vollmacht, im Inland Zivilisten festzunehmen "und erst recht nicht, sie auf unbefristete Zeit festzuhalten".

Der Informatiker Marri war am 10. September 2001, einen Tag vor den Terroranschlägen, aus dem Öl-Emirat Katar mit seiner Familie - seiner Frau und fünf Kindern - zum Aufbaustudium in die USA eingereist. Im Juni 2003 erklärte ihn US-Präsident George W. Bush zu einem "feindlichen Kämpfer". (APA)