Einzelnen Polizisten wurde keine individuelle Schuld an dem chaotischen Vorgehen bei der Verfolgung und Erschießung des Brasilianers zugewiesen. Die Behörde wurde zu einer Geldstrafe von 175.000 Pfund (252.744 Euro) verurteilt. Allerdings kündigte sie umgehend an, in Berufung zu gehen. Die Anwälte der Polizei hatten schon zuvor jede Schuld zurückgewiesen. Bei der Tötung des Terrorverdächtigen habe es "Irrtümer" gegeben, es seien jedoch keine Straftaten begangen worden.
"Unangemessen"
Auch die Polizistin Cressida Dick, die den Einsatz gegen Menezes leitete, wurde von dem Gericht für nicht schuldig befunden. Die Fehler wurden demnach bereits bei der Vorbereitung des Einsatzes gemacht. Polizei-Direktor Len Dunvall erklärte, bei dem Einsatz habe es "operationelle und kommunikative Vorgänge" gegeben, die sich "als unangemessen erwiesen". Die Familie Menezes und die brasilianische Regierung hatten sich enttäuscht darüber gezeigt, dass bisher niemand für die Todesschüsse verantwortlich gemacht werden konnte.
Scotland-Yard-Chef Ian Blair erklärte nach der Urteilsverkündigung sein "tiefes Bedauern" über den "tragischen Tod" von Menezes. Die Polizei bekräftige ihre Entschuldigung bei dessen Familie. Scotland Yard werde seine Praktik bei der Verfolgung von Terrorverdächtigen überprüfen, um Gefährdungen von Unschuldigen so weitgehend wie möglich auszuschließen. Politiker der Opposition forderten nach dem Schuldspruch Blairs Rücktritt. Der Polizeichef lehnte das aber ab.
Keine Chance Unschuld zu zeigen
Bereits im August war in einem unabhängigen Untersuchungsbericht kritisiert worden, der 27-Jährige Brasilianer habe keinerlei Chance gehabt, seine Unschuld zu zeigen, als er bei der Polizeiaktion am 22. Juli 2005 in der U-Bahnstation Stockwell mit sieben Kopfschüssen getötet wurde. Staatsanwälte hatten im jetzigen Verfahren geltend gemacht, dass die Planung und Ausführung der Anti-Terroraktion durch zahlreiche einzelne Fehler beeinträchtigt war.