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Googles CEO Eric Schmidt

AP Photo/Paul Sakuma
Es ist eine Erfolgsgeschichte: 2004 gründete der Harvard-Student Mark Zuckerberg die Internetseite facebook.com , drei Jahre später führt das Portal die weltweite Liste der sozialen Netzwerke mit deutlichem Abstand an. Mehr als 51 Millionen aktive Nutzer in aller Welt haben auf der Internetseite ihr Profile veröffentlicht, verknüpfen diese mit Freunden und tauschen sich virtuell aus. Ein Erfolg, der nach Google klingt - doch der Internet-Gigant blieb außen vor. Deshalb bläst Google nun zum Generalangriff auf Facebook: Gemeinsam mit anderen sozialen Netzwerken will das Unternehmen jetzt einen offenen Standard vorstellen, der Facebook das Wasser abgräbt.

Mitmach-Web

Soziale Netzwerke sind Teil des so genannten Web 2.0: Internetnutzer präsentieren sich, erzeugen Inhalte, tauschen diese untereinander aus und verknüpfen ihre eigenen Profile mit denen ihrer Freunde, Bekannten und Kollegen. Durch die Verknüpfungen entstehen Netzwerke, in denen fast jeder zu fast jedem über ein paar Ecken eine Beziehung herstellen kann. Facebook geht noch weiter: Jedes Mal, wenn ein Nutzer etwas tut, wird dies sogleich seinen Kontakten mitgeteilt - die Freunde nehmen am Leben der anderen virtuell teil.

Schneeball-Effekt

Das fasziniert die Nutzer dieser Netzwerke - und die Werbeindustrie: Quasi per Schneeballsystem können die Nutzer nicht nur Informationen über sich selbst austauschen, sondern etwa auch Produkte weiterempfehlen. Außerdem erlauben die sozialen Netzwerke, sehr zielgenaue Werbung zu platzieren - die Nutzer geben derart detaillierte Informationen über sich preis, dass die Werbung quasi maßgeschneidert werden kann.

Profit

Vom Facebook-Netzwerk zu profitieren ist seit einigen Monaten noch leichter. Im Mai öffnete Facebook sich über eine Schnittstelle externen Entwicklern. Private Entwickler und Firmen können seitdem Anwendungen bereitstellen, auf die die Nutzer von Facebook zurückgreifen können. Wer beim Internet-Buchhändler Amazon Kritiken schreibt, kann die beispielsweise auf seine Facebook-Profilseite einbinden - und erhöht dadurch die Nutzerzahlen für Amazon.

Vielfalt

In den wenigen Monaten seit dem Start der Schnittstelle stellten Entwickler 5.000 kleine Programme für Facebook-Nutzer zur Verfügung. Jedes Mal, wenn ein Facebook-Nutzer ein kleines Programm nutzt, erfahren dies sofort alle seine Freunde. Dennoch hat die Facebook-Schnittstelle einen Nachteil: Programmierer müssen eine eigene Programmiersprache von Facebook lernen. Wer also etwas für die Seite programmiert, kann dies nur hier nutzen.

Ansatz

Hier setzt Google an: Nachdem die Firma in einem Bieterwettstreit um Facebook-Anteile in der vergangenen Woche dem Rivalen Microsoft unterlag, will sie einen offenen Schnittstellen-Standard schaffen, den das eigene, bislang eher erfolglose soziale Netzwerk Orkut mit anderen Netzwerken teilt. Das OpenSocial getaufte Projekt könnte nach Presseberichten auf einen Schlag bis zu 100 Millionen Nutzer der verschiedenen Netzwerke erreichen - weit mehr also als die 50 Millionen Facebook-Nutzer.

Austausch

Durch das dadurch entstehende vereinigte soziale Netzwerk könnten Nutzer nicht nur ihre Kontakte über Plattformen hinweg besser austauschen, auch die Werbeindustrie könnte mit einem Mal viel weiter gespannte Netzwerke erreichen. Diese Vision teilen mit Google offenbar viele große soziale Netzwerke: Die Internetseiten LinkedIn, hi5, Friendster, Plaxo und auch der deutsche Marktführer Xing sind dabei.

Lukrativ

Durch den neuen Standard könnten die vielen sozialen Netzwerke endlich die Kassen klingeln lassen, hoffen die Beteiligten. Dabei setzen sie vor allem auf eines: Was nicht über klassische Werbung angepriesen, sondern quasi per Mund-zu-Mund-Propaganda weiterverbreitet wird, kommt direkter bei den Nutzern an. So könnte in Zukunft jeder erfahren, welche Lieder seine Kontakte gerade im Internet herunterladen, welche Bücher sie kaufen, welche Konzerttickets sie bestellen und wohin sie reisen wollen. Vielleicht will ja jemand auch gleich bestellen und hinterher reisen. (Florian Oel/APA/AFP)