Berlin - Am Wochenende wird die Lokführer-Gewerkschaft GDL den Güter- und Fernverkehr der Deutschen Bahn noch nicht bestreiken. GDL-Chef Manfred Schell habe in der Nacht zum Freitag erklärt, am Wochenende werde es auf keinen Fall einen Streik geben, berichtete die ARD. Nach dem für Freitag erwarteten Urteil des Landesarbeitsgerichts in Chemnitz zur Zulässigkeit von Streiks im Güter- und Fernverkehr wolle man sich erst sammeln, am Samstag dann zusammensetzen.

Die ARD berichtete, Schell habe gesagt, man wolle gegebenenfalls "ganz eindrucksvoll losschlagen". Sollte das Gericht grünes Licht geben, solle zunächst im Güterverkehr, später im Fernverkehr gestreikt werden. Ursprünglich hatte es geheißen, die GDL könnte bereits am Wochenende mit den Arbeitsniederlegungen beginnen.

Das sächsische Landesarbeitsgericht entscheidet am Freitag über das von der GDL angefochtene Verbot von Streiks im Güter- und Fernverkehr durch die erste Instanz. Ein Ausstand in diesem Bereich würde der Deutsche Bahn weit größeren Schaden zufügen als die bisherigen Blockaden des Nahverkehrs. Die GDL verlangt unter anderem einen eigenständigen Tarifvertrag und Lohnsteigerungen von rund 30 Prozent. Die Bahn lehnt dies ab.

Schaden für die Volkswirtschaft

Der deutsche Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee sagte in der ARD, die Regierung bemühe sich um ein Ende des Konflikts: "Wir sind im Hintergrund kräftig am Arbeiten, dass die Streikparteien abrüsten und sich wieder an den Tisch setzen." Allerdings könne die Politik nicht mehr als appellieren. Er warnte, ein längerer Streik bedeute einen schweren Schaden für die Volkswirtschaft. Weiter sagte der SPD-Politiker, er habe brieflich von Schell in dem Tarifstreit Mäßigung verlangt: "Mittlerweile haben die Worte, die er wählt, den Boden der Sachlichkeit verlassen." Schell hatte in einem Interview den Deutsche-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn und Personalchefin Margret Suckale unter anderem "die Außerirdischen" genannt, die die Eisenbahnerfamilie zerstört hätten. (APA/Reuters)