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Astronaut Scott Parazynski untersuchte die defekte Stelle und schickte mit seiner Helmkamera aufgenommene Bilder zur Bodenstation.

Foto: APA/EPA/Nasa Tv

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Astronaut Scott Parazynski wird für seinen Außeneinsatz angezogen.

Foto: REUTERS/NASA
Washington - Der Aufsehen erregendste Arbeitseinsatz im All war zugleich ein ungeplanter - ein Fehler hatte eine spektakuläre "Notoperation" im All notwendig gemacht: Der amerikanische Astronaut Scott Parazynski hat in einer riskanten siebenstündigen Aktion ein eingerissenes Sonnensegel an der Internationalen Raumstation ISS geflickt. Der 46-Jährige schaffte es am Samstag, an dem elektrisch geladenen Solarflügel insgesamt fünf Manschetten anzubringen und die beiden Risse damit zu schließen. Zugleich musste er einige Drähte beseitigen, die das Sonnensegel am vergangenen Dienstag beschädigt hatten. Danach konnte der Solarflügel nach Angaben der US-Weltraumbehörde vollständig ausgefahren werden.

Begeisterung

"Das ist einfach fantastisch", jubelten die NASA-Ingenieure im Kontrollzentrum Houston. Nach der Reparatur steht auch dem Anfang Dezember geplanten Andocken des europäischen Weltraumlabors "Columbus" nichts mehr im Weg. Das Funktionieren der insgesamt drei Sonnensegel der ISS ist unerlässlich für die Stromversorgung.

"Wir sind glücklich, das sieht wirklich sehr gut aus", meinten die NASA-Experten am Samstag. "Vielen Dank, ihr da oben." Der "Weltraumspaziergang", bei dem ein weiterer Astronaut zur Sicherung dabei war, gilt als der komplizierteste in der neunjährigen Geschichte der ISS.

"Balanceakt"

Parazynski hatte einen wahren "Balanceakt" in der Schwerelosigkeit zu bestehen. Weil der Kranarm der ISS zu kurz ist, um die Schadstelle zu erreichen, musste er um den Inspektionsausleger des Shuttle- Roboterarms verlängert werden. Auf der Spitze dieses Roboterarms "reitend" nahm der erfahrene Parazynski, der bei früheren Außeneinsätzen fast 20 Stunden im All verbracht hatte, die schwierige Reparatur vor.

Es war eine Aktion mit Risiko: Der Astronaut hätte einen elektrischen Schlag bekommen können, wenn er die Solarzellen berührt hätte, die nach Angaben der NASA nicht "ausgeschaltet" werden konnten. Seine Werkzeuge waren daher sorgfältig isoliert worden. Auch Metallteile seines Raumanzugs wurden vor dem Ausstieg ins All penibel mit Isolierband verklebt. Zudem führte Parazynski eine Art Hockeyschläger mit sich, um sich in der Schwerelosigkeit von den Solarzellen fernzuhalten. "Sei vorsichtig, pass auf", mahnte das NASA-Bodenpersonal immer wieder.

Eine Gefahr für die Astronauten-Handschuhe waren die scharfen Kanten am Sonnensegel. NASA-Angaben zufolge hatte sich zudem niemals zuvor ein Astronaut so weit von der rettenden Raumstation entfernen müssen. Normalerweise können Astronauten im Notfall innerhalb einer halben Stunde zurückkehren, diesmal hätte es doppelt so lange gedauert. Das Sonnensegel liegt gut 50 Meter vom rettenden Eingang der ISS entfernt. (APA/dpa)